: Kaputte Bühne, traurige Fans
Ist das Rock'n'Roll? Auf den Bürgersteigen und Verkehrsinseln rund um die Bahrenfelder Trabrennbahn lungerten am Samstagnachmittag rund 20.000 enttäuschte Rockfans herum, die 80 Mark für eine Karte zum Open-air-Aufritt von Aerosmith und Lenny Kravitz ausgegeben hatten. Aus Sicherheitsgründen, so verkündeten Ordner über Megaphone am Eingangsbereich, könne das Konzert nicht stattfinden. Und der örtliche Veranstalter Karsten Jahnke schob eine Presseerklärung nach, in der mitgeteilt wurde, daß die Show aufgrund eines technischen Defektes der Bühnenkonstruktion gecancelt werden mußte.
Um Gerüchten vorzubeugen – schließlich gelten die ehemaligen Junkies von Aerosmith nicht gerade als die zuverlässigste Band der Welt –, wird betont, daß schon alle Künstler vor Ort und genauso enttäuscht wie ihre Fans gewesen seien. Einen Ersatz für das ausgefalle Spektakel wird es nicht geben, die Karten können an den Vorverkaufskassen zurückgegeben werden. Die Künstler touren jetzt getrennt weiter; Aerosmith sind am Mittwoch in München zu sehen, Lenny Kravitz gastiert morgen in Dresden.
Immerhin profitierte auch jemand von der kurzfristigen Absage: Umliegende Tankstellen und Pommesbuden machten den Umsatz des Jahres, weil die zum Teil aus dem Ausland angereisten Fans ihren Frust wegspülen und runterstopfen mußten. Als nach einiger Zeit die Luruper Landstraße wieder für den Verkehr freigegeben wurde, mußten erstmal Haufen von Bierdosen weggefegt werden. Auch im Gästebuch der Intersite des Konzertveranstalters wurde der Enttäuschung Luft gemacht: „Hi! Ihr Organisationstalente kriegt es also nicht fertig, Aerosmith und Kravitz in Hamburg auf die Bühne zu bringen? Na klasse!“ Oder kürzer: „Bühne kaputt? Wie arm!“
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen