: Kanzler Kohls Tafelrunde hat Zukunft
■ Spitzengespräch zwischen CDU und CSU wird nächste Woche fortgesetzt / Ein bißchen Einigkeit nur in Sachen „Innere Sicherheit“ erzielt / Bangemann will mit Strauß baden gehen
Aus Bonn Oliver Tolmein
Die Dauer der Wartezeit stand in umgekehrt proportionalem Verhältnis zur Ausbeute, die die Journalisten am Samstag abend nach dem Spitzengespräch von CDU und CSU für ihre Redaktionen verhackstücken konnten. Selbst gegen den Strich gelesen gibt die Auskunft Heiner Geißlers nach Beendigung des fünfstündigen Gesprächs - „daß es ohne die politische Einheit von CDU und CSU keine gute Zukunft für die Bundesrepublik Deutschland (gibt)“ - wenig mehr her als das: Das CSU– Treffen 1976 in Wildbad Kreuth, als Strauß die Trennung von der Schwesterpartei beratschlagen ließ, wirkt nachhaltig. Auch der Nachschlag des CSU–Generalsekretärs Tandler, Voraussetzung für diese gute Zukunft sei „daß die gemeinsame politische Arbeit auf gemeinsamen politischen Fundamenten mit gemeinsamen politischen Zielen geschieht“, verrät nur, was ohnehin keiner Zeitungsleserin entgangen sein dürfte: An den Gemeinsamkeiten bestehen weiterhin Zweifel. Der einzige inhaltliche Punkt der, wenn auch nur „dem Vernehmen nach“, nach außen gedrungen ist, ist die Einigkeit der Unionsparteien, in Sachen „Koalitionsvereinbarungen Innere Sicherheit“ - genannt wurde das seit Wochen umstrittene strafbewehrte Vermummungsverbot - auf den harten Standpunkten zu beharren. Kohl will die FDP auf die Absprachen vom März verweisen. Dieser Hinweis, hat möglicherweise Aussicht, gehört zu werden, wie die Äußerung von Bangemann am Sonntagabend in den „Bonner Perspektiven“ des ZDF nahelegt: „Ich tue alles, was zur Entkrampfung (des Verhältnisses zwischen CDU und CSU) beitragen kann. Ich würde auch mit Franz Josef Strauß durch den Tegernsee schwimmen, wenn das notwendig wäre, um diese Koalition wieder handlungsfähig zu machen.“ Insgesamt, da waren sich Geißler und Tandler in ihrem abendlichen Zwischenbericht vor den wartenden Journalisten einig, seien in dem Gespräch keine Punkte ausgeklammert worden. Die Situation in Schleswig–Holstein habe keine große Rolle gespielt. Grundsatzfragen dagegen doch, aber über diese müßte man in den eigenen Räumen und nicht in der Öffentlichkeit debattieren. An dem Gespräch waren auf CDU–Seite neben Kanzler Kohl Generalsekretär Geißler, Bundesarbeitsminister Blüm, dem Fraktionsvorsitzenden Dregger, Ministerpräsident Albrecht und Kanzleramtschef Schäuble beteiligt. Die CSU war mit Ministerpräsident Strauß, Innenminister Zimmermann, Generalsekretär Tandler, CSU– Landesgruppenchef Waigel und den bayerischen Staatsministern Stoiber und Streibl angereist. Vor Beginn der Auseinandersetzung in der großen Runde haben Strauß und Kohl eine knappe Stunde zu zweit gesprochen. Die beiden Delegationen wollen sich am nächsten Samstag erneut zusammensetzen. Allerdings ist die Unionscrew offensichtlich einig genug, um bereits für Mittwoch das seit längerem verschobene Koalitionsgespräch mit der FDP anzusetzen.
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