: Kaninchen und Walrosse
Eine wunderbare frühe Verfilmung von „Alice im Wunderland“ wird im Metropolis nochmals neu vertont
Eigentlich sei ihre Reihe ja „noch ein wenig zu jung für eine Wiederholung“, lassen die Macher der monatlichen „Werkstatt Bild + Ton“ im Metropolis-Kino wissen. Im März dieses Jahres kuratierten Gregory Büttner und Sebastian Reier ihren ersten Abend an der Schnittstelle von Film und Geräusch.
Den Auftakt bildete eine Live-Vertonung eines wahren Kleinods von Stummfilm: William W. Youngs Verfilmung von Alice im Wunderland aus dem Jahre 1915. Und genau dieser Film steht auf dem Programm der nunmehr sechsten „Werkstatt Bild + Ton“, wiederum in Echtzeit vertont von Augsburger Tafelconfect und ihren elektroakustischen, erklärt „alptraumhaften“ Halbimprovisationen aus Laptop, Stimme und präparierter Gitarre.
Allerdings in einer anderen Version: Lag damals eine gekürzte Alice-Fassung auf DVD zugrunde, konnten Büttner und Reier mit Hilfe des Deutschen Musikrates eine Betakopie auftreiben. Weil die, technisch bedingt, langsamer läuft als jene vom März, ist das Programm nun zwar rund zehn Minuten länger, der Film selbst aber kann immer noch nicht komplett gezeigt werden.
Sei‘s drum: Fern vom Zucker späterer Adaptionen besticht die von Young – die dritte überhaupt – durch enormen Einfallsreichtum insbesondere bei der Kostümierung. Als Kaninchen verkleidete Menschen – schön und gut; aber derart tolle Walross- und Hummer-Outfits sah man selten. Und mittendrin, als traumwandelnde Titelheldin, die 16-jährige Viola Savoy, hinreißender Star einer Handvoll größtenteils vergessener Filme aus den 1910er Jahren. aldi
Do, 6. 10., 21.15 Uhr, Metropolis