Kandidat für ägyptisches Präsidentenamt: Unterstützung für Militärchef Al-Sissi

Er gilt in Ägypten als das Gesicht der neuen Ordnung. Nun mehren sich die Stimmen, die eine Kandidatur des Militärchefs für die Präsidentenwahl fordern.

Die Medien hofieren ihn: Militärchef Al-Sissi. Bild: reuters

KAIRO rtr | In Ägypten wächst die Unterstützung für eine mögliche Kandidatur von Militärchef Abdel Fattah al-Sissi für das Präsidentenamt. Ahmed Schafik, der letzte Regierungschef unter dem gestürzten Machthaber Husni Mubarak, stellte sich in einem Fernsehinterview am Montag demonstrativ hinter den neuen starken Mann des nordafrikanischen Landes.

Unter Al-Sissis Führung entmachtete das Militär Anfang Juli den islamistischen Präsidenten Mohammed Mursi. Die nächste Präsidentenwahl wird vermutlich im kommenden Jahr stattfinden. Al-Sissi werden gute Chancen für einen Wahlsieg eingeräumt, sollte er antreten.

Der frühere Luftwaffenkommandeur Schafik sagte in einem Interview des Fernsehsenders Dream 2, er selbst werde bei der Wahl nur kandidieren, wenn es Al-Sissi nicht tun sollte. „Wir würden ihn alle unterstützen, und ich bin der erste, der ihn unterstützt“, sagte Schafik, der bei der Präsidentenwahl im vergangenen Jahr auf Platz zwei hinter Mursi landete.

Der frühere Chef der Arabischen Liga, Amr Mussa, sagte, Al-Sissi werde einen klaren Wahlsieg erringen, sollte er antreten. Die Ägypter hätten „Angst vor Anarchie und Terrorismus“, erklärte Mussa. Das Volk wolle einen entschlossenen Anführer. Mussa war unter dem 2011 in einem Volksaufstand gestürzten langjährigen Autokraten Husni Mubarak Außenminister. Am Wochenende wurde er zum Vorsitzenden des Verfassungsausschusses gewählt, der den Weg für die kommende Präsidentenwahl ebnen soll. Al-Sissi war unter Mubarak Chef des Militärgeheimdienstes.

Eindeutige Stellungnahme Al-Sissis erwartet

Bislang hat noch niemand offiziell seine Kandidatur für die Wahl erklärt. Beobachter gehen davon aus, dass die Politiker erst eine eindeutige Stellungnahme Al-Sissis abwarten. Dieser hatte gesagt, er strebe keine Herrschaft an. Spekulationen über eine Kandidatur reißen jedoch nicht ab.

Al-Sissi wird von der Öffentlichkeit als Gesicht der neuen Ordnung in Ägypten wahrgenommen, von den ägyptischen Medien wird er hofiert. Die Muslimbruderschaft, die Mursi stützt, wirft Al-Sissi vor, Vertreter des Mubarak-Apparats wieder an die Macht bringen zu wollen.

Nahrung bekommt solche Kritik unter anderem durch einen ersten Entwurf für eine neue Verfassung, der kürzlich in die Öffentlichkeit gelangte. Dieser sieht vor allem die Streichung der von Mursi hinzugefügten Zusätze vor, die als zu islamistisch kritisiert werden. Außerdem sollen Passagen gekippt werden, die eine rasche Rückkehr von ehemaligen Mitgliedern der Mubarak-Regierung in öffentliche Ämter verhindern. Zudem soll das Wahlsystem wieder eingeführt werden, das mit zu Mubaraks Machterhalt über drei Jahrzehnte hinweg beitrug.

Mussa trat im vergangenen Jahr als säkularer Liberaler bei der Präsidentenwahl an, landete aber nur auf dem fünften Platz.

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