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Kamps war ganz perplex

■ Nach dem 1:3 gegen den KSC braucht Gladbach dringend etwas Eigenwerbung

Mönchengladbach (taz) – Die Gladbacher Fußballer haben's gut. Seit die Borussia ohne Sinn und Verstand zum Meisterschafts-Mitfavoriten emporgeschrien wurde, reißt sich die Werbung um die Jungs. Effenberg hält seinen Namen für eine Autovermietung, Kamps seinen Kopf für ein Geldinstitut, Kastenmaier sein bajuwarisches Idiom für einen lokalen Fernsehfritzen hin. Bei soviel Nebenjobs scheinen die Herren die elementaren Regeln ihres Broterwerbs mitunter zu vergessen.

Vor Überschreiten der Torlinie, das steht zum Beispiel in den Richtlinien für Schlußmänner, muß der Ball zum Halten gebracht werden, sonst wird dem Gegner ein Treffer zugesprochen. Uwe Kamps dagegen gebot einer verunglückten Häßler-Flanke erst hinter dem Kreidestrich Einhalt und war ganz perplex, als Schiri Koop die Kugel zum Mittelanstoß erbat. Das Spielgerät, so besagen es die Richtlinien für Feldspieler, darf mit allen Körperteilen mit Ausnahme der Arme und Hände gespielt werden. Jörg Neun dagegen trat das Ding 90 Minuten lang nur mit dem linken Fuß, auch wenn der rechte der einzige angebrachte gewesen wäre.

Und daß der Sinn des Spiel darin besteht, den Ball ins Leder-Auffangnetz zu befördern, das sollte Max Huiberts im kleinen Stürmer- Brevier noch einmal nachlesen. Zwei Meter stand er vor dem gähnend leeren Tor – und schob die Pille, statt sie zum Ausgleich zu versenken, brav dem seitlich stehenden KSC-Keeper zu.

„Gladbach ist für uns immer eine Reise wert“, konnte da stellvertretend KSC-Stopper Dirk Schuster sagen. Besonders Kollege Sean Dundee mißt sich gern mit den „Mönchen“. In drei Begegnungen hat er nun schon fünfmal getroffen – am Samstag war sein 1:2 weichenstellend. In der Bundesliga geht's für die Borussia nach Bremen, im Pokal kommen die Bayern, im UEFA-Cup wartet Arsenal. Verdammt trübe Aussichten – doch wenn's schiefgeht, bleiben den Spielern immer noch die Werbeangebote. Nur von einem Beerdigungsunternehmen sollten sie tunlichst nicht sein ... Holger Jenrich

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