: Kampnagel: Kompatibel oder erdrosselt
■ Kampnagel-Bebauung: GAL will Bebauungsplan ändern
Neue Bewegung in die Diskussion um die Kampnagel-Randbebauung brachte gestern die GAL-Nord. Mit ihrem Vorschlag, den Bebauungsplan für das Gelände zu ändern, will sie am Donnerstag im Planungsausschuß des Bezirkes noch einmal das Steuer herumreißen. Denn dieser Tage wird in den Behördenspitzen über die Zukunft des Geländes beraten. Sollte das von allen Behörden favorisierte Konzept von Röhr&Partner beschlossen werden, sieht die GAL Kampnagel in seiner Existenz gefährdet.
Denn der Plan sieht die vollständige Umschließung von Kampnagel mit Wohn- und Gewerbebauten vor. Die Menge der dann benötigten Parkplätze, so die GAL, würde jede Kosten-Dimension sprengen. Sparen würde man aber wohl nur an Kampnagel-Stellplätzen, und das ginge auf Kosten des Publikums. Denn die Bestandsgarantie des Senats gilt nur, solange das Gelände „vom Publikum angenommen wird“. Übrigens: Der 172er hält direkt vor der Tür.
Auch Kampnagel-Geschäftsführer Jack Kurfeß erklärte gestern in einem taz-Gespräch, daß die Verwirklichung der Pläne für das Gelände das baldige Ende bedeuten würde: „Ein „Ja“ zu diesem Bebauungsplan bedeute ein „Nein“ zu Kampnagel.“ Die Crux des Planes von 1983 sei es, daß er den Abriß der Hallen vorsah. „Um den neuen Gegebenheiten auf dem Gelände Rechnung zu tragen, müßte man aber von völlig neuen Vorgaben ausgehen“.
Die dringlichste wäre: Wohnbebauung nur für temporäres Wohnen von Künstlern, die die Nachbarschaft mit dem Gelände befürworten. Ansonsten spezielle Gewerbeansiedlung von artverwandten Mietern.
Aber auch die Einkesselung der Hallen würde nach Ansicht der Kampnagel-Betreiber zur „Erdrosselung“ führen. Dramaturg Michael Batz: „Wir wollen Gestaltung und Ausbau, aber nur, wenn das kompatibel zu dem künstlerischen Betrieb ist. Der muß oberste Priorität haben“.
Und Kurfeß: „Wenn sie das bauen, was projektiert ist, inklusive Tiefgaragen, dann können wir in den zwei, drei Jahren Bauzeit zumachen.“ Ein Kampnagel-eigener Plan der Architekten Marg und Winking (siehe Bild) illustriert die Alternativ-Vorschläge Kurfeß'.
Dieser hofft jetzt auf „die politische Vernunft“. Immerhin haben bereits die Kulturbehörde und die Hamburger Wirtschaftsförderung in ihren Stellungnahmen Wohnbebauung strikt abgelehnt. Auf einem Podium mit Vertretern aller Parteien am Sonntag um 17 Uhr auf Kampnagel soll die Situation noch einmal diskutiert werden. tlb
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