: Kampfansage an Fundamentalisten
■ Frankfurter Realo–Grüne wollen zur hessischen Kommunalwahl eine „Richtungsliste“ / Kreisvorstand will mit Koalitionsangebot an SPD in den Wahlkampf ziehen / Hartnäckige Gerüchte über „Fundi–Gegenliste“
Von Klaus–Peter Klingelschmitt
Frankfurt (taz) - Als „letzte Chance für die Grünen“ bezeichnete Tom Koenigs - Mitglied im Kreisvorstand der Frankfurter Grünen - gestern auf einer Pressekonfernz die Listenaufstellung der Grünen für die Kommunalwahlen im März 1989. Nach den Vorstellungen des Kreisvorstandes sollen auf dem Listenparteitag am 4.und 5.Juni im Bürgerhaus Bornheim die Weichen für eine Realo–Liste gestellt werden, denn für „die Verweigerungshaltung gibt es vom Wähler keine ausreichenden Stimmenanteile mehr“ (Koenigs). Insbesondere die Erfahrungen mit der derzeit noch amtierenden, nach Strömungsgesichtspunkten gewählten Fraktion im Frankfurter Römer, in der sich die Parteiflügel wechselseitig blockierten, machten eine eindeutige Entscheidung zugunsten einer realistischen Politik notwendig, meinte Koenigs weiter. Nach den Vorstellungen des Kreisvorstandes werden die Grünen nach dem Parteitag mit einem klaren Koalitionsangebot an die SPD in den Kommmunalwahlkampf ziehen, denn die Mainmetropole sei jetzt „lange genug von den Schwarzen besetzt“ (Tom Stryck/Kreisvorstand). Unter den Bewerbern für einen der vorderen Listenplätze finden sich sowohl VertreterInnen des realpolitischen als auch des fundamentalistischen Flügels der Partei. Fast die komplette derzeitige Römer–Riege will sich erneut um Sitze im Frankfurter Stadtparlament bewerben. Der Altlinke Dany Cohn–Bendit dürfte der bekannteste Bewerber sein. Unterdessen halten sich in der Frankfurter Szene hartnäckig Gerüchte, daß die Fundamentalisten - sollte der Parteitag den Empfehlungen des Kreisvorstandes folgen - mit einer eigenen Strömungsliste den Wahlkampf um den Römer „bereichern“ wollten. Für den Realpolitiker Tom Koenigs sind das allerdings nur „fundamentalistische Drohgebärden“. Noch haben sich die Frankfurter Fundamentalisten offiziell und öffentlich nicht zum Thema einer eigenen Liste geäußert. Vor knapp drei Wochen erklärte die fundamentalistische Bewerberin Manon Tuckfeld auf einer Pressekonferenz, daß die „innerparteiciche Opposition“ auf die „Einsichtigkeit des Parteitages“ setze.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen