MIT DEM FREIEN HANDEL AUF DU UND DU: Kaffee & Bananen
■ Anbauländer leiden unter Weltmarktbedingungen
San José (dpa/taz) — Aus Protest gegen den Verfall der Kaffee- Preise hat Costa Rica am Dienstag beschlossen, auf unbestimmte Zeit keinen Kaffee mehr zu exportieren. Der Rückzug vom internationalen Markt sei „unbefristet“, erklärte die stellvertretende Direktorin des costaricanischen Kaffee-Instituts, Xinia Chavez, in San José. Die Regierung Costa Ricas hofft, daß sich weitere mittelamerikanische Staaten anschließen.
Die 1989 abgeschaffte Quotenregelung zwischen Produzenten- und Verbraucherländern und die Aussicht auf Rekordernten haben den Kaffeepreis binnen zwei Jahren halbiert. Er befindet sich heute auf dem niedrigsten Stand seit fast 20 Jahren. Kaffee ist das wichtigste Exportprodukt der wirtschaftlich schwachen mittelamerikanischen Staaten. Das zweitwichtigste Exportprodukt ist die Banane — und auch dort müssen Costa Rica und seine Nachbarstaaten um die angestammten Absatzmärkte fürchten. Die EG erwägt nämlich, eine Quotenregelung für Bananenimporte aus Süd- und Mittelamerika einzuführen — zugunsten der teurer produzierten Bananen von den kanarischen Inseln und den französischen Überseegebieten.
Zu Beginn der 2. Internationalen Bananen-Konferenz in Costa Ricas Hauptstadt San José kritisierten die mittelamerikanischen Produzentenländer gestern, daß derartige protektionistische Maßnahmen allein für die Staaten Mittelamerikas Einbußen von 400 Millionen Dollar im Jahr nach sich ziehen könnten. Rund 60Prozent der in Lateinamerika geernteten Bananen sind bisher in die EG-Länder exportiert worden. In Deutschland allein werden bislang 40Prozent der Gesamtproduktion verspeist.
Der niedrige Kaffeepreis wirkt sich ebenfals verheerend auf die Anbauländer aus. Als zum Beispiel Mitte Februar der Preis für einen Sack Kaffee an einem Tag um 2,40 US-Dollar sank, bedeutete dies nach Angaben aus San José einen Verlust in Höhe von fast vier Millionen Dollar für Costa Rica. Viele Kaffeebauern bekommen über den Kaffeepreis längst nicht mehr ihre Produktionskosten herein, wie auch der Kaffee-Verband in Hamburg gestern bestätigte. „Der Export-Stopp ist offenbar eine Verzweiflungstat“, sagte ein Sprecher des Verbandes. Auswirkungen auf die Verbraucherpreise in Deutschland seien allerdings kaum zu erwarten, weil der Anteil Costa Ricas am deutschen Markt nur drei Prozent betrage. dri
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