Kämpfende Genossen : Hoffnung statt Arroganz
Hamburg steht ein Wahlkampf bevor, wie er in dieser Stadt bislang unbekannt war. Denn die Sozialdemokraten wollen kämpfen. Die Gewissheit früherer Jahre, sowieso gewählt zu werden, ist endgültig der Einsicht gewichen, um Zustimmung werben zu müssen, die Arroganz der Macht wich der Hoffnung.
Kommentar von Sven-Michael Veit
Parteitage können seltsame Phänomene sein, dem gestrigen in Wilhelmsburg gebührt in dieser Hinsicht ein Spitzenplatz. Aus einer Sozialdemokratie, die von der unverhofften Chance einer Neuwahl lange überrascht schien, wurde eine, die Siegeszuversicht, Kampfeswillen und Geschlossenheit ausstrahlt.
Ausgerechnet Henning Voscherau musste den Hoffnungsträger geben. Der langjährige Bürgermeister, der wie kein anderer die Erstarrung der Hamburger Sozialdemokratie verkörpert, ist derjenige, der ihr neues Leben einhaucht. Und das nicht so sehr wegen seiner rhetorischen Breitseiten auf von Beust, sondern wegen der Zäsur: Dass der Kleinfürst der 90er Jahre sich dem Parteivolk stellte, gibt der SPD die Chance, mit ihrer Vergangenheit abzuschließen.
Der atmosphärische Wandel in der SPD ist seit gestern unübersehbar. Sollte die Partei selbst daran glauben, sollte niemand sie unterschätzen.