: Kämpfen und sterben sollen die anderen
■ betr.: Befürwortung militärischer Aktionen in Bosnien durch Politi ker und Friedensfreunde aller Couleur, Berichte, Kommentare, LeserInnenbriefe in der taz
Was mir an diesen ganzen MaulheldInnen stinkt: Kämpfen und sterben sollen die anderen!
Ich konnte in der ganzen Befürworter-Szene, die sich ja nicht nur in der taz, sondern in sämtlichen Medien zu Wort meldet, noch keine einzige Person ausmachen, die sich persönlich zum Einsatz an die Front abgemeldet hätte, obwohl daran ja weiß Gott niemand gehindert wird.
Nein, die Damen und Herren sind alle unabkömmlich und unersetzbar. Leider hat sich auch ein Teil der selbsternannten Strategen durch eine frühere, jetzt gewiß bedauerte Entscheidung zur Kriegsdienstverweigerung selbst der Möglichkeit begeben, eine militärische Ausbildung zu erwerben, so daß sie ihre Kampfbereitschaft nur gedanklich – hier aber mit aller gebotenen Schärfe – umsetzen können. Nein, da sind mir doch die Feiglinge noch lieber, die einfach keine Lust aufs Sterben haben, dies aber auch von niemand anderem verlangen.
Gott sei Dank, die Zeiten des Hurra-Patriotismus sind vorbei, die Mär vom süßen und ehrenvollen Soldatentod als Lüge entlarvt. Gerade die roten und grünen Meinungsmacher haben in den letzten Jahrzehnten dankenswerterweise einen Großteil der Bevölkerung davon überzeugen können, daß deutsche Soldaten nichts mehr in anderer Leute Länder zu suchen haben. Ich hoffe daher, daß die von der veröffentlichten Meinung vollzogene geistig-moralische Wende in Sachen militärischer Interventionen nicht den Nährboden findet, den sie sich erhofft.
Außer Zynismen nichts zu dem grauenvollen Elend? Keine Lösungsvorschläge?
Gut, auch das noch: Ich kann nicht glauben, daß alle Serben Teufel und alle anderen Engel sind, jegliche Lebenserfahrung spricht dagegen. Damit die Gutwilligen auf allen Seiten eine Chance haben, fordere ich: Jeder Deserteur soll solange Aufnahme innerhalb der EG finden, bis er gefahrlos in seine Heimat zurückkehren kann. Und: Jeder Deserteur soll vom europäischen Parlament wegen besonderer Tapferkeit geehrt werden. Klaus-Jürgen Schmidt, Bad Ems
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen