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Kämpfe verschärfen sich

■ Tausende flüchten aus Tschetschenien in die Nachbarrepublik Inguschetien

Moskau (AFP/AP) – Die am Wochenende ausgebrochenen Kämpfe um die tschetschenische Grenzstadt Sernowodsk haben sich gestern weiter verschärft. Fast alle 15.000 Einwohner flüchteten in die Nachbarrepublik Inguschetien. Dort wurde für die Flüchtlinge ein Zeltdorf aufgebaut. Nach Angaben der russischen Streitkräfte wurde vor Beginn der Kämpfe ein Korridor zwischen der Stadt und der inguschischen Grenze geschaffen, um Zivilpersonen die Flucht nach Inguschetien zu ermöglichen.

Zuvor waren bei Gefechten in anderen Orten der Kaukasusrepublik nach russischen Angaben sieben Soldaten getötet worden. Weitere Einzelheiten dazu wurden zunächst nicht bekannt. Unterdessen traf Rußlands Verteidigungsminister Pawel Gratschow in Tschetschenien ein. Bei einem Besuch in der Hauptstadt Grosny erneuerte er sein Angebot, sich mit dem von Moskau nicht anerkannten Präsidenten Tschetscheniens, Dschochar Dudajew zu treffen. Ein solches Treffen gilt jedoch als unwahrscheinlich. Berichte, wonach die russischen Militärs ihr Vorgehen gegen die tschetschenischen Rebellen verschärfen wollten, wies Gratschow zurück.

Zugleich betonte er, er sei „Anhänger einer friedlichen Lösung“. Die „erbittertsten Kämpfer“ würden allerdings nicht verschont. Gratschow kündigte an, er werde noch im Laufe des Tages mit weiteren Vertretern der pro-russischen Regierung in Grosny und verantwortlichen Militärs zusammentreffen, um das weitere Vorgehen der „verbündeten Truppen“ abzustimmen.

Der russische Präsidentensprecher Sergej Medwedjew teilte gestern mit, Präsident Boris Jelzin werde im Laufe der Woche mit dem Sicherheitsrat über den Konflikt im Kaukasus beraten. Der Sicherheitsrat ist das höchste russische Sicherheitsorgan. Es soll den Angaben zufolge über zwei Vorschläge von Expertengruppen zur Beendigung des Krieges in Tschetschenien gesprochen werden.

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