piwik no script img

Kämpfe in Mogadischu

■ „Friedensmarsch“ endete kriegerisch / Waffenruhe zwischen Clans gebrochen

Mogadischu (AFP/AP) – Zum ersten Mal seit mehr als einem Jahr ist es gestern in Somalias Hauptstadt Mogadischu wieder zu schweren Kämpfen zwischen rivalisierenden Gruppierungen gekommen. Anhänger des Milizenchefs Farrah Aidid lieferten sich mit Verbündeten seines Gegners Ali Mahdi heftige Gefechte mit Schnellfeuerwaffen und raketengetriebenen Granaten. Die Konfrontation, die mehrere Todesopfer forderte, ereignete sich an der „grünen Linie“, die den Einflußbereich Ali Mahdis von dem seines Rivalen Aidid trennt.

Die Kämpfe hatten während eines „Friedensmarsches“ begonnen, zu dem Ali Mahdi seine Anhänger aufgerufen hatte und der bis auf das Territorium Aidids führen sollte. Dessen SNA-Koalition hatte bereits am Wochenende damit gedroht, daß ihre Kämpfer dort das Feuer eröffnen würden, da es sich aus ihrer Sicht nicht um eine Friedensdemonstration, sondern um eine Kundgebung für Ali Mahdi handele. UNO-Vertreter hatten daraufhin vergeblich versucht, die Organisatoren des Marsches von ihrem Plan abzubringen. Ausländische Truppen verhielten sich gestern neutral und gaben nur Warnschüsse ab.

Beobachter glauben, daß Ali Mahdi einen Konflikt provozieren will, der die UNO zum Eingreifen zwingt. Er fürchtet, daß Farrah Aidid nach dem Abzug der US-Truppen die Macht an sich reißen wird.

Über Aidid ist es jetzt auch zum Konflikt zwischen UNO-Generalsekretär Butros Ghali und dem äthiopischen Präsidenten Meles Zenawi gekommen, der von der Organisation für Afrikanische Einheit (OAU) den Auftrag erhalten hat, im Somalia-Konflikt zu vermitteln. Meles Zenawi wünscht offenbar im Gegensatz zur UNO, auch Aidid an Friedensgesprächen zu beteiligen. Ein Vertreter des Kinderhilfswerks Unicef, Staffan de Mistura, hat unterdessen in Genf vor dem Abzug der US- Truppen gewarnt. Es wäre fatal für Somalia, wenn es jetzt um die Einhaltung eines Termins gehe, „unabhängig von der Arbeit, die zu erledigen ist“, erklärte de Mistura.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen