: Kämpfe im Kaukasus
■ Verteidigungsminister Gratschow will sich mit Rebellenführer treffen
Moskau (dpa/AP) – Russische Truppen liefern sich seit gestern in der tschetschenischen Stadt Sernowodsk heftige Kämpfe mit Rebellen. Wie die russische Nachrichtenagentur ITAR-TASS unter Berufung auf den russischen Oberkommandierenden in Tschetschenien, Wjatscheslaw Tichomirow, meldete, gebe es auf beiden Seiten Tote und Verletzte. Die Truppen waren nach russischen Angaben in die Stadt Sernowodsk etwa 45 Kilometer westlich von Grosny einmarschiert, nachdem die Separatisten ein zuvor angesetztes Treffen für Verhandlungen ignoriert hätten. Die Rebellen hätten sich in der Stadt mit etwa 13.000 Einwohnern verschanzt und das Feuer eröffnet.
Auch in der westtschetscheninschen Ortschaft Bamut an der Grenze zu Inguschetien gingen die Kämpfe weiter. Die russischen Truppen setzten dabei Artellerie und Kampfhubschrauber gegen die Rebellen ein, die einige strategische Höhen um Bamut besetzt hielten. Ungachtet der Gefechte erklärte der Stabschef von Boris Jelzin, Nikolai Jegorow, den Krieg für weitgehend beendet. Die verbliebenen Banditenformationen würden in zwei Monaten beseitgt sein, sagte er.
Der russische Verteidigungsminister Pawel Gratschow erklärte sich bereit, den von Moskau nicht anerkannten Präsidenten Tschetscheniens, Dschochar Dudajew, zu treffen. „Ich verhehle nicht, daß ich nach Tschetschenien fahre und bereit bin, mich mit der früheren Führung zu treffen“, zitierte ITAR-TASS den Minister. „Wenn Dudajew mich treffen möchte, werde ich mit ihm zusammenkommen.“ Zugleich unterstrich Gratschow, daß Tschetschenien weiter zu Rußland gehöre.
Demgegenüber lehnte der Vize- präsident der prorussischen Regierung Tschetscheniens, Abdullah Bugajew, Verhandlungen mit Dudajew ab. „Die Zeit Dudajews ist abgelaufen“, sagte Bugajew. Für ihn sei im innertschetschenischen Dialog kein Platz mehr. Der von Moskau eingesetzte Regierungschef Doku Sawgajew hatte dagegen Gespräche mit Dudajew befürwortet.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen