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Kabul: Bomben für den Rückzug

■ Abzug der ersten Soldaten der sowjetischen Besatzer aus Afghanistan / Zur Vorbereitung bombardierte die Rote Armee die Gegend der Verbindungsstraßen / Bomben–Attentat in Kabul forderte elf Tote

Berlin (afp/rtr/taz) - Mit Pauken und Trompeten sind gestern die ersten 1.000 Soldaten der sowjetischen Besatzungstruppen in Afghanistan aus der Garnisonsstadt Jalalabad abgezogen worden. Als „Präventivmaßnahme“ hatten sowjetische und afghanische Kampfflugzeuge am Vortag die Umgebung der Verbindungsstraße bombardiert. 300 Rotarmisten räumten nach Angaben der Mudjahedin Stützpunkte in der Nordprovinz Samagan. Nach achteinhalb Jahren Krieg haben die sowjetischen Truppen damit den angekündigten Rückzug aus dem Land am Hindukusch begonnen. Insgesamt halten sich 115.000 sowjetische Soldaten in Afghanistan auf, von denen mindestens 30.000 bis zum sowjetisch–amerikanischen Gipfeltreffen am 29. Mai in Moskau das Land verlassen haben sollen. Nach dem Genfer Abkommen muß die erste Hälfte des russischen Truppenkontingents innerhalb der ersten drei Monate abgezogen sein, bis zum 15. Februar 1989 soll dann der letzte Rotarmist in die UdSSR zurückgekehrt sein. Die Mudjahedin kündigten derweil an, Jalalabad in „zwei bis drei Wochen“ anzugreifen, Einheiten der Rebellen bezogen bereits Stellung in der Region. Der sowjetische Generalstabschef drohte für den Fall eines Angriffs auf die abziehenden Soldaten „rasche und schwere Vergeltung“ an. Einen Vorgeschmack auf den Rückzug gab am Samstag eine Bombe in Kabul: Elf Menschen wurden getötet und über 13 verletzt, als ein Lastwagen in die Luft flog - in der Nähe bauten Soldaten Tribünen für die Abschiedszeremonie der Sowjets. Tagesthema auf Seite 3 Kommentar auf Seite 4

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