■ Standbild: Kabarett, schmerzfrei
„Es tut weh SPD“, Mittwoch, 21.45 Uhr, ARD
Die kabarettgestützte Präsentation von Bildbeiträgen bei ZAK stand Pate für den neuen ARD-Formatversuch „Es tut weh (ohne Komma) SPD“. Sechs Kurzfilme, die den gegenwärtigen Zustand der Sozialdemokraten reflektieren, sollten durch Jürgen Beckers kabarettistische Anmoderation schmackhaft gemacht werden.
Die Mixtur aus Witz und Hintergrund kam dann mäßig interessant daher. Beckers Gags entsprachen zumeist dem Niveau der SPD und überzeugten nur einmal, als er die eigenen Bildbeiträge verspottete: „Das, meine Damen und Herren, war die Bedrohung der SPD, durch die Grünen, dargestellt durch wuchernde Kletterpflanzen.“ Mit Ausnahme des Beitrags von Jörg Haffkemeyer, der die Unfähigkeit der SPD zur eindeutigen Besetzung von politischen Themen aufzeigte, hatten die Filme wenig Tiefgang. Das Thema und das Niveau näherten sich an. So kommt das Fernsehen zu sich selbst: Es tut weh, ARD.
Entscheidend an diesem Konzept ist jedoch, daß man die SPD für so langweilig hält, daß die Beschäftigung mit ihr durch die Sprüche eines professionellen Witzemachers belohnt werden muß. Allein das ist schon ein Witz, aber einer, über den man nicht so recht lachen möchte.
Es ödet einfach an, zum x-ten Male die Führungsschwäche der Sozialdemokraten als Stammtischwitz aufgedröselt zu bekommen. Selbst wenn das Konzept der Präsentation der Sendung aus einer Kölner Kneipe die Stammtisch-Witzelei bewußt inszenieren wollte. So stand die Sendung unfreiwillig unter dem Adorno-Motto: „Gelacht wird darüber, daß es nichts zu lachen gibt.“
Die SPD munter als Lachnummer zu verkaufen und gleichzeitig in lauen Fünfminutenfilmchen halbseiden anzudeuten, die SPD-Krise sei nicht nur hausgemacht, denn die Stammwählerschaft der Sozialdemokraten sterbe aus – das paßt irgendwie nicht zusammen.
Je mehr die SPD und der Zustand ihrer Führungsriege sich für derartige Witzeleien anbietet, desto zielsicherer sollten die Witze in die Gegenrichtung gehen. Die Notwendigkeit einer Polit-Satire-Sendung, die darüber witzelt, daß die CDU nicht einmal mehr für schlechte Witze taugt, wurde einem schmerzlich vor Augen geführt. Es tut weh, SPD. Aber diese Sendung tat bestimmt keinem weh. Manfred Riepe
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen