KURZKRITIK: ANDREAS SCHNELL ÜBER „HUMAN CR-EDIT“ : Die Skeptiker
Skepsis dürfte der gemeinsame Nenner der beiden Choreografien sein, die am Donnerstag unter dem Titel „Human Cr-Edit“ in der Schwankhalle Premiere feierten. Anlass des Doppelabends ist ein Projekt des Medienkünstlers Steven Thanh Wong, der zurzeit an einer neuen Choreografie-Software arbeitet. Augusto Jaramillo Pineda hat sich davon zu einer Neuauflage der Frankenstein-Geschichte inspirieren lassen: Als Mad Scientist greift er selbst ins Geschehen ein und lässt seine Kreaturen (Magali Sander Fett, Frauke Scharf und Kossi Sébastien Aholou-Wokawui) sich zu immer schneller wechselnder Musik bewegen, bis sie schließlich zusammenbrechen – zu viel Information. Das ist nicht ohne Charme, verliert aber an Spannung, sobald die nicht übermäßig komplexe Grundidee etabliert ist.
Eindringlicher dann schon Berners Duett mit Tim Gerhards und Mimi Jeong. Ein brachialer Beat und eine minimalistisch-strenge Lichtregie erzeugen von Anfang an eine paranoide Grundstimmung, wie gehetzt bewegen sich die beiden Tänzer, bis sie am Ende im weißen Rauschen der verdichteten Musik zusammenbrechen. Etwas unklar sind die animierten Strichfiguren, die als schwer sichtbare Projektionen Bewegungsmotive der Choreografie aufgreifen, um womöglich die kraftlose Eindimensionalität virtueller Tänzer zu behaupten.