KUNSTRUNDGANG : Meike Jansen schaut sich in den Galerien von Berlin um
Im Sommer gehe ich ungern in Galerien. Das liegt weniger daran, dass man immer wieder auf dem Weg von der einen zur anderen klatschnass wird, als dass nach einigen Monaten mit Biennalen und Festivals der visuelle Bedarf einfach gedeckt ist. Resetten ist angesagt. Nur wie?Zunächst also in die Alte Nationalgalerie, in der der Focus auf die präraffaelitische Naturmalerei gerichtet ist. Bilder in einer unendlichen Farbenpracht und unheimlichen Detailtreue schmücken die Räume im zweiten Stock. Von Millais’ prachtvoll in einem wilden Garten inszenierter „Ophelia“ bis zu Rosa Bretts „Garten der Künstlerin“, dessen unvollendeter Ausschnitt lediglich die Größe einer Kachel einnimmt, aber die Tiefe einer Wandmalerei andeutet. Jeder Grashalm hat hier seinen Schatten, jede Blüte versprüht Pollen und Leichtigkeit. Immer wieder bieten diese naturalistischen Ausschnitte aus Landschaften eine hyperrealistisch anmutende Prächtigkeit, geprägt durch die Erkenntnisse und Publikationen von Charles Darwin sowie dem Wettstreit mit der damals aufkommenden Fotografie. Ein erstaunliches Gemisch, das sich so wohl nur am Anfang des 19. Jahrhundert entwickeln konnte. Ein Besuch hier garantiert einen Kurztrip in die Fülle der Natur. Auf dem Weg durch Kreuzberg dreht sich der Spieß derweil um. Im Rahmen von „art in contact“ zeigen 16 Studierende des Bauhauses in Weimar Installationen im öffentlichen Raum. Hier wird der Beobachter zum Freiwild. Denn wenn Gila Standke mit ihrem Fernglas auf einem Hochsitz die Gegend beobachtet, ist total unklar, wer hier eigentlich wen überwacht. Kunst ist eben überall und sie lauert auf uns. So auch die Videoinstallation von Friederike Lorenz, bei der in einem Kioskschaufenster ein Couchpotato-Pärchen noch lethargisch auf die dahinter feilgebotenen Leckereien zu warten scheint.