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■ LEUTE VON HEUTEKLATSCH VON GESTERN

Mit 7.000 BesucherInnen war am vergangenen Wochenende der fast schon traditionelle Tuntenball ausverkauft. Der Star des Abends kam dieses Mal aus dem Osten. Für Furore beim Publikum sorgte Helga Hannemann, die dicke Blonde aus der DDR. Sie wartete mit Berliner Gassenhauern a la „wer schmeißt denn da mit Lehm“ auf. Eigentlich, fanden aber einige Besucher, hätte nicht sie, sondern die Sängerin Olivia de Tante aus New York gefeiert werden müssen. Mit den Dauerbrennerfarben „Rouge et Noir“ waren auch Marianne Rosenberger und Marianne Enzensberger mit von der Partie.

Das eigentlich Spannende am Tuntenball ereignete sich aber letzte Woche hinter den Kulissen. Peter Schwenkow, Berliner Konzertmacher von Concert Concept, will sich jetzt an die Homo-Szene ranmachen und plant, den Tuntenball von seinem Erfinder Andreas Höhne abzukaufen. Das Berliner Original soll dann in bundesdeutschen Landen auf Tournee gehen – und noch mehr Kohle einbringen.

Der Schattenbürgerbeauftragte Harry Ristock hat sich schon auf Tournee begeben. Wie seine Mitgenossen stolz verkündigen, geht Berlins bekanntester Kleingärtner in seinem Wahlbezirk Tempelhof unermüdlich treppauf, um für seine Partei um Sympathie zu werben. Wenn er das Tempo beibehält, wird der leutselige Parteien-Vertreter bis zum Wahltag ganz Tempelhof „Guten Tag“ gesagt haben.

Seit die Alternative Liste im Abgeordnetenhaus ist, setzt sie in den Plenar- und Ausschußdebatten ganz eigene akustische Akzente: mit dem Geklapper von Stricknadeln. Die Tradition, die zur Zeit die Abgeordnete Sabine Spießmacher pflegt, wird in der nächsten Fraktion von einem Mann weitergeführt, vom Verkehrsexperten Michael Cramer. Im Unterschied zu Frau Spießmacher, von der zwei Jahre lang bis auf das erwähnte Nadelklappern in Sachfragen wenig zu hören war, ist der passionierte S-Bahnfahrer so gestrickt, daß er seinen politischen Widersachern keine Antwort schuldig bleiben wird.

Ein Spandauer Bauwerk, der Juliusturm, steht seit dem Wochenende in Zehlendorf, allerdings nur in Form eines phantasievoll geschmückten Kuchen-Modells, gebacken zum 84. Geburtstag des Berliner Architektur-Historikers Julius Posener, der selbst wie ein Turm in der Reihe der Baugeschichtler aufragt. Der Kuchen wird nur von zweibeinigen Gratulanten genossen werden; Poseners exotische Haustiere, zwei Leguane und zwei hübsch gestreifte Schlangen, müssen weiterhin mit Regenwürmern und Kopfsalat vorlieb nehmen.

Marianne

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