: K O M M E N T A R Einbrüche gehören dazu
■ Die andere Seite des Konzeptes Bremer Drogenpolitik
Ein wenig schwül war es gestern, aber sonst ein Tag wie jeder andere. Da klingelt ein junger Mann, bietet Zigaretten an - zwei Mark die Schachtel Marlboro. Wer will nochmal von der Hehlerware, wer hat noch nicht? Pech hat, wessen Raucherlunge andere Sorten begehrt als die gerade feilgebotene. „Frag‘ ihn mal, ob er eine Nicon-Kamera hat...“ ruft unser Fotograf aus der Dunkelkammer. Nein, er raucht Selbstgedrehte, aber seine Kamera ist ihm gerade aus der Wohnung geholt worden.
Die „Beschaffungskriminalität“ lebt von der verzweifelten Dreistigkeit. Und: Wer will es einem richtig übel nehmen, wenn er sich einen Schuß Heroin zusammenstiehlt? Die Drogenabhängigen werden unter den Augen der Sozial-Betreuer und der Polizei mit dem Problem allein gelassen, sich monatlich ihren Stoff - und das heißt: einige tausend Mark zu besorgen. Wer da nicht „mehr Polizei“ rufen will, muß mitansehen, daß die Bremer „Drogenpolitik“ sowohl die Prostitution abhängiger Frauen wie die „Beschaffungskriminalität“ billigend in Kauf nimmt.
Der andere Weg der Drogenpolitik wurde vom Sozialsenator vor ein paar Wochen abgelehnt.
Klaus Wolschner
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