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Junge Kämpfer schießen in Liberia weiter

■ Waffenstillstand hält nicht. Zehntausende Flüchtlinge ohne Wasser und Brot

Nairobi (dpa) – Trotz der Vereinbarung eines Waffenstillstands haben sich rivalisierende Rebellengruppen in Liberia gestern neue Schußwechsel geliefert. Die extreme Disziplinlosigkeit der zumeist sehr jungen Kämpfer erschwere die Durchsetzung des Abkommens, berichtete ein Reporter des britischen Rundfunksenders BBC aus der Hauptstadt Monrovia.

Die USA setzten unterdessen die am Dienstag abend begonnene Evakuierung mehrerer hundert Amerikaner und anderer Ausländer fort. Bislang seien etwa 90 Personen mit Hubschraubern nach Sierra Leone gebracht worden. Unterdessen verschärft sich die Not von Zehntausenden von liberianischen Flüchtlingen – darunter 15.000 auf einem Gelände, das zur US- amerikanischen Botschaft gehört. Viele von ihnen hätten seit Tagen weder Nahrung noch Wasser bekommen können, berichtete BBC.

Der Rebellenchef Roosevelt Johnson, der sich mit seinen Kämpfern vom Stamm der Krahn und 400 Geiseln in einer Kaserne in der Innenstadt von Monrovia verschanzt hat, ließ inzwischen 20 festgehaltene Soldaten der westafrikanischen Friedenstruppe für Liberia (Ecomog) frei. Er hatte zuvor einem bedingten Waffenstillstand und der Übergabe aller Geiseln an die Botschafter westafrikanischer Staaten zugestimmt. Johnson verlangt als Bedingung, daß er nicht an die Truppen der liberianischen Übergangsregierung ausgeliefert wird, die von seinem Rivalen Charles Taylor kommandiert werden.

Die Kämpfe zwischen den Krahn-Milizen und den Truppen Taylors, denen zahllose Menschen zum Opfer fielen, waren ausgebrochen, nachdem der provisorische Staatsrat Liberias Johnson als Minister der Übergangsregierung entlassen hatte. Im liberianischen Bürgerkrieg, der seit 1989 mehr als 150.000 Menschenleben forderte, sind bereits unzählige Waffenstillstandsabkommen geschlossen und stets wieder gebrochen worden.

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