: Jukebox
Ein wenig Überschwang ist doch supernormal im Pop
Zuerst die Werbung: Sexy-mini-super-flower-pop-op-holla – Alles ist in rock-and-rolla. Das ist der entscheidende Kick. Der Größenwahn ist im Pop die normale Geschäftsgrundlage, also der Glauben der einen, dass sie es sind, die den anderen etwas mitzuteilen hätten. Messianische Auserwähltheit lässt den Nachschub auf die Bühnen nie stocken.
Begriffsklärung: „nor | mal (der Norm entsprechend, vorschriftsmäßig: gewöhnlich, üblich, durchschnittlich)“ Ist das Leben.
„su | per <lat.> (ugs. für hervorragend, großartig); das war super, eine super Schau; er hat super gespielt“ Ist der Gegenentwurf.
Wer aber die Welt retten will, braucht besondere Fähigkeiten so wie Superman. Es werden wohl die sogenannten Superdelegierten sein, die darüber entscheiden, ob nun Hillary Clinton oder Barack Obama als demokratischer Kandidat bei der Wahl um die US-Präsidentschaft gegen den Republikaner John McCain verlieren darf. Keine Frage, dass an der Tanke von Pop super das Lieblingswort ist. Man gönnt es sich gern schon vorab im Bandnamen. Supertramp etwa, die in den frühen Siebzigern erst alle Oberschüler um sich scharten und später so supererfolgreich wurden, dass ihnen sogar eine rockgeschichtliche Relevanz zugesprochen wird. Und Supersister: eine eher überflüssige Jazzrockband der Siebziger aus den Niederlanden. Superchunk: auch nicht unbedingt erwähnenswerte grundsympathische Indierocker, von Berlinbedeutung, weil ihre Platten immer billig aus dem Ramsch des hiesigen City-Slang-Labels zu haben waren. Superalbert: Tübinger Küchenliederunderground. Deren einstige Mitglieder verdienen heute als Journalisten bei so Superillus wie dem Stern ihr Geld. Super700: Berliner Band, die das neue große Ding werden sollte. Was sie nicht wurde. Neues Album in Arbeit. Superpunk: kennen den Punk und spielen ihn als Soul und sind unbedingt eine der unterhaltsameren Hamburger Bands, heute Abend im Festsaal Kreuzberg zu erleben.
Normalalbert oder Normalpunk aber gibt es nicht, obwohl das doch auch nette Namen gewesen wären. Und dass wieder in Hamburg die 3 Normal Beatles unterwegs sind, verweist gar nicht ins Gegenteil. Superbeatles kann es nicht geben, weil die Beatles ja bereits der Popsuperlativ sind. Ein davorgeklemmtes „normal“ relativiert also nichts.
Pop kann nicht anders. Sexy-mini-super-flower. Pop, popper und am liebsten eben gleich am poppsten. THOMAS MAUCH