: Jukebox
Tanz in die Sterne – Zum 10-Jährigen
Was sind zehn Jahre schon in intergalaktischen Maßstäben? Ein Hauch, ein Augenschlag, ein Nichts. Für eine Musikaufnahme jedoch kann das eine Ewigkeit sein – nicht jeder Hype überlebt die Prüfung der Zeit und versinkt tief in Vergessenheit, doch gibt es Ausnahmen.
Die Beasty Boys mit ihrem eigenwilligen Hiphop-Crossover sind beileibe kein Geheimtipp mehr, als sie 1998 ihr fünftes Studioalbum, „Hello Nasty“, veröffentlichten. Das Science-Fiction-Design des Covers, mit Sternenkarten und Konstruktionszeichnungen für Raumkapseln auf den Innenseiten verortet die Band im stellaren Bereich. Das ist nicht nur ein ästhetisches Statement. Vier lange Jahre haben sie seit dem Vorgänger „Ill Communication“ vergehen lassen und das Ergebnis ist ein Quantensprung. Praktisch nichts erinnert mehr an die Punkwurzeln der New Yorker Ausnahmecombo. Vielleicht enttäuschend für viele damalige Fans verabschieden sich die Beasty Boys von harten Gitarrenriffs und klingen so poppig wie nie zuvor. „Body Movin“, „Super Disco Breaking“ und vor allem die erste Singleauskopplung „Intergalactic“ sollen Massen ansprechen. Ein bißchen Postpunk, ein bisschen softe Ballade versteckt sich hie und da. Um nicht ungerecht zu sein: seit dem grandiosen Debüt „Licensed to Ill“ (1986) kann der Band nicht vorgeworfen werden, sich dem Massengeschmack unterworfen zu haben – sie haben ihn stattdessen geformt wie kaum eine andere Band des ausgehenden 20. Jahrhunderts.
Herausragendes neues Element bei „Hello Nasty“ ist die Beteiligung von Mixmaster Mike, dessen Bewerbung auf Adam Yauchs Anrufbeantworter eines der Highlights des Albums ist. Seitdem ist der dreimalige Turntable-Weltmeister (ja, so was gibt’s) der Resident DJ der Beasty Boys und begleitet sowohl die Studioaufnahmen als auch die Liveauftritte. Die aktuell eher niedrige Produktionsdichte der Band lässt offenbar genug Zeit für Solotourneen – die nächste Gelegenheit, Mixmaster Mike in Berlin zu erleben, ist am Samstag, dem 3. Mai, wo er ab 23 Uhr im Spindler & Klatt (Köpenicker Straße 16–17) sein schier unglaubliches Können unter Beweis stellen wird.
Daniél Kretschmar