: Jukebox
Musik muss man doch auch mal nur aussitzen dürfen!
Nö, eigentlich nichts von Woodstock (15.–17. August 1969). Nur ein kleines Zitat, das uns Abbie Hoffman in seinem „Woodstock Nation“ hinterlassen hat: „Waren wir Pilger oder Sterbende? War dies der Anfang einer neuen Zivilisation oder das Symptom einer sterbenden. Waren wir dabei, eine befreite Zone zu schaffen oder ein Internierungslager?“ Wobei mich jetzt einmal ein eher randständiges Problem in diesem Zusammenhang interessiert. Sozusagen ein Nebenwiderspruch, der auch auf dem Cover nebenan unentschieden abgebildet ist. Wie man es nämlich mit der Sitzordnung in dieser befreiten Zone/Internierungslager hält? Oder Standesordnung. Weil Konzerte heute nur noch abgestanden werden. Kann beschwerlich sein. Vergangenes Wochenende etwa beim Introducing-Festival, bei dem man trotz straffen Zeitplans nach fünf Stunden erst beim vorletzten Programmpunkt (Blumfeld mit neuen Kirchentagsliedern) angelangt war, was andererseits auch wieder keine große Sache ist: Denn in dieser Zeit hätten Grateful Dead nach dem Soundchecken und dem Instrumentestimmen gerade erst ihren ersten Song zu Ende gebracht (gut, sie hätten versucht, ihn zum Ende zu bringen), was natürlich selbst der vernebeltste Acid-Head nicht durchgestanden hätte, wenn er eben nicht gesessen wäre. Wie man das früher machte auf Konzerten, bis einen die Begeisterung doch auf die Beine holte. Erst die Punks räumten mit dieser eigentlich recht vernünftigen Rezeptionshaltung auf. Seither muss man stehen. Immer vorwärts drängen (ausgerechnet die No-Future-Generation). Immer auf dem Sprung. Immer muss man begeistert sein (und ist es deswegen nicht). Ach, würde dem Rock doch wieder einer auf die Sprünge helfen. Ein paar geschickt platzierte Klappstühlchen könnten dabei schon dienlich sein. THOMAS MAUCH