: Jugendbande verurteilt
■ Freiheits- und Geldstrafen für 20 Jugendliche wegen Raubes
In einem spektakulären Straßenraub-Prozeß sind 20 Jugendliche gestern vor dem Berliner Landgericht zu Freiheitsstrafen zwischen sechs Monaten und zwei Jahren sowie Geldstrafen verurteilt worden. Das Gericht sah die Anklagevorwürfe des Raubes, der räuberischen Erpressung und der Körperverletzung nach fünf Verhandlungstagen überwiegend als erwiesen an. Lediglich ein 16jähriger wurde freigesprochen.
Viermal wurden Jugendstrafen zwischen sechs und acht Monaten auf Bewährung verhängt. Ein Jugendlicher, der sich bereits zu Prozeßbeginn wegen eines anderen Verfahrens in Haft befand, erhielt eine Jugendstrafe von zwei Jahren ohne Bewährung. Die restlichen der zwischen 15 und 20 Jahre alten Angeklagten wurden teilweise zu Geldstrafen zwischen 300 und 800 Mark verurteilt, zumeist jedoch zur Teilnahme an Anti-Gewalt-Seminaren, Freizeitarbeit und Erste- Hilfe-Kursen.
Als „ganz üble Straftaten“ bezeichnete Richter Herbert Handke in seiner Urteilsbegründung die Taten der Jugendlichen. Als Motivation für die insgesamt neun Überfälle auf Gleichaltrige in der Umgebung des Freizeit- und Erholungsheimes Wuhlheide vor eineinhalb Jahren war im Prozeß wiederholt „Langeweile“ genannt worden. Die Taten, so der Richter, seien „schwer nachvollziehbar“, obwohl die besondere Situation von Jugendlichen im Ostteil Berlins hervorgehoben werden müsse. Alle Angeklagten hätten sich in einer Existenzkrise befunden. Wie die Beweisaufnahme erbracht hatte, liefen die Überfälle stets nach gleichem Muster ab. Die Bande provozierte und umzingelte ein beliebiges Opfer. Einige der Angreifer stürzten sich unter Johlen und Anfeuerungsrufen auf die Jugendlichen, schlugen sie zusammen und nahmen ihnen Sportschuhe, Rucksäcke, Walkman und andere Dinge ab. dpa/AP
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen