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Jüdischer Feminismus

■ So vielfältig wie das Judentum selbst

Das Verhältnis zwischen Mann und Frau ist für viele Juden und Jüdinnen zur Schlüsselfrage ihrer Identifikation mit der jüdischen Religion geworden. Im Alltag setzt sich mehr und mehr die Gleichberechtigung durch, in vielen Synagogen jedoch sind die Rollen immer noch festgelegt, sitzen Frauen getrennt von Männern und können nur passiv am Gottesdienst teilnehmen.

In den USA und in minderem Maße auch in Israel kämpfen heute feministische Jüdinnen dafür, vollständig in die religiöse Praxis einbezogen zu werden. Sie fordern, daß ihr Selbstverständnis und ihre Erfahrungen in die jüdische Tradition einfließen. Sie wollen die oft verdrängten Bilder, ihre Sprache und die Rituale, die das Weibliche im Judentum betreffen, wieder aufleben lassen.

Eveline Goodman-Thau aus Israel und Susannah Heschel aus den USA sind beide Köpfe dieser feministischen Bewegung. Jüdischer Feminismus ist jedoch so vielfältig wie das Judentum selbst. Die in Wien geborene Eveline Goodman-Thau erlebte die NS-Zeit in einem Versteck in Holland. Sie stammt aus einer orthodoxen Familie und lebt auch heute in dieser Tradition. Als Dozentin für rabbinische Theologie arbeitet sie an der Hebräischen Universität in Jerusalem.

Susannah Heschel wurde nach dem Krieg als Tochter des berühmten Religionsphilosophen Abraham Heschel in New York geboren. Vor allem die amerikanische Bürgerrechtsbewegung prägte ihr Bewußtsein. Als Feministin und Judaistik -Professorin lehrt sie in der Fakultät für Frauenstudien an der Methodistischen Universität in Dallas.

Während Goodman-Thau die Hebräische Bibel als Grundlage des jüdischen Denkens akzeptiert und sie lediglich neu interpretieren will, sieht Heschel die Bibel als Manifestation einer patriarchalischen, frauenfeindlichen Gesellschaft. Goodman-Thau will von innen heraus Veränderungen bewirken. Heschel dagegen sucht nach neuen Formen jüdischer und feministischer Religiosität. Beide Frauen haben durch ihre wissenschaftliche Arbeit Verbindungen zu deutschen Feministinnen und hielten als Repräsentantinnen des jüdischen Feminismus mehrfach Vorträge in der Bundesrepublik und in West-Berlin. Die folgenden Artikel gehen zurück auf einen Vortrag, den Goodman-Thau im Berliner „Haus der Kirche“ hielt, und ein Gespräch mit Susannah Heschel.

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