: Jubilar unter Naturschutz
■ Ältestes Leuchtfeuer an der Elbe feiert 100. Geburtstag
Am Rand der Unterelbe im Kreis Pinneberg steht ein unscheinbares weißes Haus: Seit 100 Jahren weist dieses Leuchtfeuer den Schiffen im Dunkeln den Weg und ist damit das älteste noch betriebene Leuchtfeuer an der Elbe.
Zu sehen ist es nur vom Fluß oder aus der Ferne vom Landesschutzdeich aus, denn das Haus steht im Naturschutzgebiet und darf deshalb nicht betreten werden. Den besten Ausblick auf das Leuchtfeuer genießen die Angestellten der Industrieanlagen bei Stade am südlichen Flußufer gegenüber: Sie sind dem Leuchtfeuer näher als jede Siedlung.
Das Haus liegt bei Haseldorf, elf Kilometer elbabwärts von Wedel auf einem kleinen Hügel – umgeben von Prielen und dem zur Haseldorfer Binnenelbe führenden Fluß Dwarsloch. Diese Lage stellte früher die Familien der Leuchtturmwärter vor Schwierigkeiten: Sie mußten mehrere Kilometer zu Fuß laufen, um nach Hause zu kommen. Die tiefen Priele wurden von Holzstegen überbrückt, und im Winter oder bei Sturm war das Leuchtfeuer oft nur per Schiff erreichbar, weil die umliegenden Wiesen überschwemmt waren.
Als das Haus am 28. September 1896 in Betrieb genommen wurde, brannte als Signal nur eine Petroleumlampe, die der Wärter täglich anzünden und löschen mußte. Außerdem war er für die Wartung der Mechanik und für den Blinkrhythmus zuständig. Eine elektrische Lampe wurde 1965 installiert, als das Haus Stromanschluß bekam. Zwei Jahre später verließ die letzte Leuchtturmwärterin das Dienstwohngebäude. Seit 1971 arbeitet das Leuchtfeuer automatisch.
Nach dem 2. Weltkrieg entging das Haus nur knapp dem Abriß. Es sollte wie die meisten der 40 Elbleuchtfeuer aus der Jahrhundertwende durch einen modernen Turm ersetzt werden. 1989 wurde das Gebäude komplett restauriert. Heute zählt das Leuchtfeuer zu den reizvollsten technischen Denkmälern an der Unterelbe, zusammen mit den im Jahr 1900 auf stähleren Gittermasten erbauten Leuchtfeuern bei Wittenbergen in Hamburg-Rissen. dpa/taz
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