: Joschka braucht den Sidekick
Godfather Fischer hilft den Grünen eher lieblos beim Bremer Wahlkampf
taz ■ Es wäre fast stinklangweilig geworden, wäre nicht der rotbeschopfte Punk mit Kutte und Hund auf dem Marktplatz erschienen: „Kriegstreiber!“ rief der in das Abgespule des sorgenbefalteten Redners hinein. Joschka Fischer, Jogger und Steinewerfer, Godfather und Fast-Schon-EU-Außenminister Fischer war eigens aus Berlin nach Bremen eingeflogen, um im Wahlkampf für die Grünen zu werben. Hunde hatten die Bühne vor der Bürgerschaft abgeschnüffelt, Bodyguards mit Ohrknöpfen stierten, BKA, LKA und 30 Ordner der Grünen hatten sich rund um die Bühne vor der Bürgerschaft postiert. Und: Kurz vor dem Auftritt hatte Grünen-Landeschef Klaus Möhle den Stargast im Hilton über die Bremer Verhältnisse gebrieft.
Dann mußte alles blitzschnell gehen: Joschka war nur auf Stippvisite in Bremen – und schon hörbar in Gedanken im Pariser Elysée-Palast, um abends die Ministerkollegen Villepin und Iwanow zu den Irak-Sanktionen zu konsultieren.
Immerhin waren rund 1.000 Joschka-Jünger da, um den Guru dann doch nur über die Agenda 2010 sprechen zu hören. Alles tausendmal gesagt, eine halbe Stunde lang: Eher lieblos warb Fischer für die „Erneuerung des Sozialstaats“ und die „transatlantischen Strukturen“ – kaum ein Wort zu Bremen. Außer, dass die Verhältnisse hier „merkwürdig“, die Grünen „die einzig Vernünftigen“ seien.
Joschka abseits von Standard-Floskeln und quasi unplugged nur, als er über ein Plakat mit dem Spruch: „Eure Großprojekte: Krieg, Karriere, Sozialabbau“ schnodderte: „Was hätte ich ohne Euch gemacht?“ Und auch, als der Punker kam, merkte man, dass Fischer manchmal einen Sidekick braucht: „Was bin ich? Wieso bin ich ein Kriegstreiber?“ – „Weil du zuschlägst!“ – „Aber Junge, hör doch zu: Wer die Bomben in Casablanca gelegt hat, dem kann man doch nicht einfach zugucken!“ ksc