■ Scheibengericht: Jonny Polonsky
Hi, my name is Jonny (RCA/American Recordings)
Rock 'n' Roller nannten sich einmal Johnny, weil sie geil waren und raus aus den Wäldern wollten („Johnny B. Goode“). Später nannten sie sich Johnny (Johnny Winter, Johnny Thunders, Joni Mitchell, Johnny Rotten, John „Bon“ Jovi), weil alles mögliche unter Gottes Sonne auf dieser Kuhhaut Platz hatte. Warum Jonny Polonsky sich Jonny nennt, weiß kein Mensch mehr, vielleicht weil es ihm die Brustwarze seiner Mutter eingeflüstert hat, vielleicht, weil er einfach keinen Bock hatte, einen bürgerlichen Beruf zu ergreifen. Jedenfalls hat er im Gegenzug gleich alles selbergemacht, Gitarre gespielt, geschrieben und gesungen, aber es ist nicht Lo-Fi, Homerecording oder was sonst an überdrüssigem Vermeidungs-Pop geboten sein mag, eher Phil Spector auf Sparflamme, aus Vorläufigkeitsgründen tiefergelegt. Songs, Refrains, der ganze Zauber. Der Virus der Ekelhaftigkeit ist gewissermaßen schon implantiert in diese Abschaffe, die scheinbar nichts von der Zeit wissen will, aber die Inkubationszeit ist in jedem Fall länger als die morgendliche Dusche in Anspruch nimmt. Und es war Sommer ...
„Oh the way I feel tonight / Everything is fine / Got the world above / And I'm centerlined“: Es ist wie der Chevrolet, den du gerade vom Polenmarkt gekauft hast – solange das Ding fährt, wer fragt schon danach, welchem Millionär es geklaut wurde? Lieblingsscheißplatte des Monats.
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