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Jojo an den Börsen

Nach dem Crash auf Raten erholen sich die globalen Aktienmärkte leicht. Hoffnung aus Japan

BERLIN taz ■ Nicht nur Steffi Graf hat nach Verlusten an der Börse in den letzten Monaten „ein schlechtes Gefühl“, wenn sie an ihre Aktien denkt. Immer mehr Menschen scheint das derzeit so zu gehen. Deshalb wollen viele ihre Aktien nur noch schnell loswerden, bevor die Kurse noch weiter sinken. Solche panikartigen Verkäufe hatten den deutschen Börsenindex Dax am Mittwochnachmittag um mehr als fünf Prozent auf unter 5.700 Punkte fallen lassen. Am Neuen Markt gab der Index Nemax 50 um mehr als acht Prozent nach und erreichte ein historisches Tief von 1.641 Punkten. Auch an der New Yorker Wall Street ging es dramatisch abwärts: Dort war gleich nach der Eröffnung des Börsenhandels der Dow Jones Index um mehr als 300 Punkte unter 10.000 Punkte abgesackt. Die Technologiebörse Nasdaq fiel erstmals seit Jahren unter die 2.000-Punkte-Marke.

Gestern dann erholten sich die Börsen dies- und jenseits des Atlantiks wieder leicht, nachdem aus Japan eine „rasante Kehrtwende“ an der Börse in Tokio gemeldet wurde. Dort stieg der Nikkei-Index nach Tagen endlich wieder über die Marke von 12.000 Punkten. Stunden zuvor hatte er noch auf dem tiefsten Stand seit 17 Jahren notiert. Als Grund für den unverhofften Auftrieb gelten zwei Hilfspakete: Zum einen versprach Japans Finanzminister Kiichi Miyazawa, dass der Staat für einen geplanten privaten Börsenstützungsfonds die Garantie übernehmen werde. Ein Fonds also, mit dessen Kapital Aktien vom Markt weg gekauft werden können, um den Preis hoch zu halten. Zum anderen will die führende Bankengruppe Sanwa Bank künftig ihre Risikovorsorge für geplatzte Kredite fast verdoppeln.

Von einer dauerhaften Erholung trauen sich die Börsianer jedoch noch nicht zu sprechen. Analysten des Investmenthauses GoldmanSachs meinen, dass die derzeit veröffentlichten Quartalszahlen für 2000 die Aktienkäufer ernüchterten. In ihrer Analyse hätten die Hälfte der 500 untersuchten Unternehmen besser abgeschlossen als erwartet, 22 Prozent schlechter, 28 Prozent trafen die Erwartungen. „Die Ergebnisse sind kaum anders als in früheren Zeiten.“

Die Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) warnt vor Panikverkäufen. „Noch ist der Jojo-Effekt an den Börsen nicht vorbei“, sagt DSW-Sprecherin Petra Krüll. Daher dürfe man Entscheidungen zum Aktienverkauf keinesfalls vom Tageskurs abhängig machen. Sonst geht es einem wie Steffi Graf, die dem Handelsblatt verriet: „Ich habe mich am meisten über mich selbst geärgert, weil ich so blauäugig war.“

KATHARINA KOUFEN

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