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■ SoundcheckJoe Luis Walker und Lucky Petterson / The Night of Blues

Gehört: Joe Louis Walker und Lucky Petterson. Joe Louis Walker und Lucky Peterson, undogmatisch bis in die Socken, suchten sich hervorragende Bands von schwarzen und weißen Blues- und Funk-Musikern: Ihren Blues spielten sie am Mittwoch in der Großen Freiheit mit Druck und Kraft, locker und groovig, zwischen allen Stilen zuhause. Delta-Blues-Anklänge, Reminiszenzen an den Rhythm'n Blues von Muddy Waters, den ursprünglich schwarzen Rock'n Roll, Calypso, Funk, Soul und Hip Hop wurden über das gute alte zwölftaktige Blues-Schema mit exstatischen Gitarrenläufen verbunden. Die Band war eine percussive Einheit, von einer Dichte, die wohl so nur an der West Küste entstehen kann. Lucky Peterson liebt Marvin Gaye, James Brown und den Gottvater der Blues-Guitarre Freddy King. Zunächst schlackerten dem Publikum bei Petersons Set Ohren, Köpfe und Beine. Dann wanderte er mit seiner Gibson Les Paul, verdrehten Augen und irrem Lächeln ins Publikum und erklomm neue Höhen: Auf einem Tresen-Tisch stehend zelebrierte er die Verbindung der extremen Gitarren-Stile des melodiösen B.B.King, der verknappten, verminderten Töne John Lee Hookers und der Attack-Guitar von Freddy King. Als Lucky in der begeisterten Menge zum Höhepunkt kam, riß ihm eine Saite. Ein symbolischer Akt. Der Mann drehte weg. Er wollte es allen zeigen und geben, und drehte und drehte. Außer der Saite verlor er nun den Faden zur Band. Mit schwerem und harten Rock endete nach drei Stunden ein Konzert, bei dem sich Lucky fast um den Verstand gespielt zu haben schien. Eine Freude für alle Blues-Fans: Vorwärts zu den Wurzeln, schlecht und schmutzig, heiß und blues, how, how how.Gunnar F. Gerlach

Heute abend: The Night of Blues. Den Blues gibt's auch heute. Im letzten Moment ist Blues-Größe Etha James erkrankt, aber die Organisatoren von Hamburgs ältestem Jazz-Festival, das zum 18. Mal stattfindet, haben mit Cassandra Wilson eine Spitzen-Ersatzspielerin aufstellen können. Auch dabei: Walter ,Wolfman' Washington & The Roadmasters und Luther Allison und Band. Fabrik, 20.30 Uhr

Außerdem: Luis de Matteo ist mit seinem Bandoneon und dem „Tango Nuevo“ auf dem Weg zur E-Musik, aber er spielt ihn - mit großer Kunstfertigkeit - weiterhin als subversive Volksmusik. W 3, 21 Uhr

Mercedes Sosa. Musikhalle, 20 Uhr

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