piwik no script img

Jetzt fehlt nur noch der Elfmeter

■ Die Koalitionäre haben ihre sieben Senatoren gekürt / SPD-Basis entscheidet am Samstag über die Vorschläge / Die CDU versorgt derweil Zukurzgekommene mit Staatsratsposten (Seite 22)

Der Coup ist gelandet. Gestern stellten die Parteichefs von CDU und SPD ihre zukünftigen Senatoren vor (siehe auch Seiten 8, 10, 13). An der Personalliste, die bereits am Sonntag durchgesickert war, hat sich nichts mehr geändert: Die CDU bekommt drei, die SPD vier Senatorenposten.

Die SPD-SenatorInnen sind: Hennin Scherf (Justiz, Verfassung, Europa); Willi Lemke (Bildung und Wissenschaft); Christine Wischer (Bau, örtlicher Verkehr, Umwelt, Energie) und Hilde Adolf (Frauen, Jugend, Gesundheit, Soziales, Arbeit). Die CDU-Senatoren sind: Hartmut Perschau (Finanzen); Bernt Schulte (Inneres, Kultur, Sport) und Josef Hattig (Wirtschaft, Mittelstand, Technologie, Häfen).

Lemke war gestern der Fußball-rhetorik noch nicht entwachsen: „Das ist eine ganz große Herausforderung, und es wird eine ganz schwere Kiste“, sagte er zu Radio Bremen. „Ich bin hochmotiviert und habe Lust, den Elfmeter zu verwandeln.“ Vor seiner Zeit als Werder-Manager (seit 1981) war der Marathonläufer sieben Jahre lang SPD-Landesgeschäftsführer. Zu Gründungszeiten der Bremer Uni war der Vater von vier Kindern wissenschaftlicher Mitarbeiter.

Neu dabei ist neben Lemke auch die Bremerhavenerin Hilde Adolf. Die 46jährige ist seit dreieinhalb Jahren Vorsitzende des SPD-Unterbezirks Bremerhaven. Mehrere Jahre war sie Leiterin der Außenstelle Bremerhaven der „Bremischen Zentralstelle für die Verwirklichung der Gleichberechtigung der Frau“ (ZFG). Seit 1995 ist sie als Abgeordnete in der Bürgerschaft vertreten. Adolf hat die Zulassung als Rechtsanwältin, ist verheiratet und hat ein Kind.

Mehrere Ressorts wurden neu zugeschnitten. Ex-Hafensenator Uwe Beckmeyer (SPD) verliert seinen Job: Das Hafenressort wird aufgelöst und dem Wirtschaftssenator unterstellt. Der frühere Bausenator Schulte wird als neuer Senator nicht nur für die Kriminal-Statistik zuständig sein, sondern auch für Sport und das frühere SPD-Ressort Kultur. „Die Kultur ist ihm auf den Leib geschnitten“, sagte gestern CDU-Landeschef Bernt Neumann über den Oberst der Reserve. Spatenstich-Schulte war in früheren Tagen kulturpolitischer Sprecher der CDU. Wischers Ressort wurde aufgewertet, sie ist jetzt auch Bau- und Verkehrssenatorin. An Adolf mußte sie dafür die Bereiche Gesundheit, Jugend und Soziales abtreten. Europaangelegenheiten, mit denen die CDU gefloppt war, übernimmt in Zukunft Scherf. Ralf H. Borttscheller, ehemaliger Innensenator, wird wieder als Rechtsanwalt arbeiten und dem Parlament vermutlich als einfacher Abgeordneter erhalten bleiben (siehe unten).

Das ungeschriebene Gesetz, wonach die SPD einen Senatorenposten an einen Bremen-Norder vergibt, wurde durchbrochen. „Wir hatten in Bremen einmal elf Senatoren“, begründete SPD-Landesvorsitzender Detlev Albers. Jetzt, wo es nur noch sieben Posten zu verteilen gibt, habe man es sich „nicht anders vornehmen können“. Allerdings werde jetzt hoffentlich eine „repräsentative Führungsposition“ an einen Quotennorder vergeben. Die Rede ist vom Fraktionsvorsitzenden oder Parlamentspräsidenten.

In der SPD wird die Namensliste vorerst als „Vorschlag“ an die Parteibasis gehandelt, obwohl keine Änderungen mehr zu erwarten sind. Heute tagt der Unterbezirk Bremerhaven, am Freitag der Unterbezirk Bremen. Am 26. Juni soll dann ein Landesparteitag die Liste endgültig absegnen. Die CDU hat ihre drei Senatoren durch ein einstimmiges Votum des Landesvorstands bereits endgültig gekürt.

Christoph Dowe

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen