piwik no script img

■ Die WahlalternativeJetzt erst recht: FDP

Wenn man sie nach den Wahlen fragt, sagen viele „oje, und wozu denn das alles“, und sie sind mutlos. Die Freunde sagen „Politiker sind Mörder“ und wählen PDS oder Grün. Gegen die PDS spricht jedoch eine gewisse Spießigkeit, und die Grünen sind in Zehlendorf am stärksten und Zehlendorf mögen wir nicht. Bleibt also nur noch die FDP. Viele Gründe sprechen für die kleine Partei mit den großen Augen: Sie tritt ein für das Schweigerecht der Frauen in einer allzu redseligen Zeit: „Wenn Männer uns besser zuhören könnten, könnten sie besser für uns sprechen“, erklärte Carola von Braun. Wenn die FDP an der Macht sei, werden Homosexuelle nicht mehr diskriminiert, sagt Otto Graf Lambsdorff. Die FDP ist wie die Anarchisten, und selbstlos anders als die anderen hat die 1-Prozent-Partei auch nichts gegen ihre Konkurrenten. Mit liebemachenden Fröschen stellt sie sich auf die Seite eines sinnlichen rot-grünen Miteinanders. Denn so sicher ist sich die Blaumeisen- und Ikea-Partei nicht, daß sie es schaffen wird. Und das ist ein weiterer Grund, der die ökologisch Gesinnten aufhorchen lassen sollte: Wie die kleine Blaumeise ist die FDP vom Aussterben bedroht. Damit sie nicht völlig in Vergessenheit gerät, hat ihr der liberale Künstler Wolfgang Müller in der Kreuzberger Galerie Zwinger schon eine herbstlich- melancholisch stimmende Ausstellung gewidmet. Wahlplakate hat er mit kleinen Blaumeisen verziert. Das sieht schön aus und macht ein bißchen traurig. Um wieder froh zu werden, sollte man also FDP wählen, und weil's so lustig ist, wie Erika Danckwerths vom FDP- Arbeitskreis Kulturpolitik anläßlich der Ausstellung betonte, weil diese das Individuelle betont und viel „kultiger“ ist als etwa die KPD/RZ, weil Didi Hallervorden auch dabei ist, soviel ich weiß, und weil es ein schönes Gefühl ist, den Erniedrigten und Beleidigten in der Stunde großer Not beizustehen. Detlef Kuhlbrodt

Siehe Meldung Seite 22

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen