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Jenseits von FirefoxMozilla bastelt an Web-Innovationen

Viele Nutzer kennen die Open-Source-Stiftung nur wegen ihres Browsers. Dabei engagiert sich Mozilla viel breiter: Jüngstes Beispiel ist die Web-Zukunfts-Initiative "Drumbeat".

Geballte Mannigfaltigkeit. Bild: dpa

Wenn man Internet-User fragt, was sie mit dem Begriff Mozilla in Verbindung bringen, dürfte die Antwort mit ziemlicher Sicherheit lauten: "Das sind doch die Macher von Firefox". Tatsächlich ist die im kalifornischen Mountain View ansässige Stiftung vor allem mit ihrem Browser bekannt geworden, der längst die Nummer zwei im Markt hinter Microsofts großem Internet Explorer stellt.

Dabei engagiert sich das Projekt längst in vielen weiteren Bereichen des Netzes. So vertreibt Mozilla mit Thunderbird ein erfolgreiches E-Mail-Programm, das Outlook Konkurrenz macht und mit "Fennec" einen Browser speziell für Mobiltelefone. Seamonkey ist ein Programmpaket, das alle wichtigen Internet-Anwendungen in einer Applikation zusammenfasst. Und Camino ist ein spezieller Browser für Macs. Zu guter Letzt bietet Mozilla mit Lightning und Sunbird auch noch Werkzeuge zur Kalender- und Terminverwaltung an und hilft mit Bugzilla beim Management großer Software-Projekte und dem Beheben von Programmfehlern.

Mozilla lebt von Industriegeldern, aber auch von den reichlich fließenden Werbeeinnahmen, die die Firefox-Google-Suche generiert. Die Stiftung engagiert sich auch bei Zukunftsprojekten. Dazu hat sie bei ihrer kommerziellen Tochter, der Mozilla Corporation, diverse Experten versammelt, die in den Mozilla Labs forschen. Zu den bekanntesten gehört Aza Raskin, Spross der Computerlegende Jef Raskin, der bei Apple unter anderem das Macintosh-Projekt anschob, bevor es von Firmengründer Steve Jobs übernommen wurde.

Raskin Junior bastelt bei Mozilla unter anderem an dem Software-Projekt Ubiquity, über das sich Firefox mit einfachen Tastaturkommandos steuern lässt. Ein weiteres Projekt namens Jetpack ist wiederum als Erweiterung für den Browser gedacht. Mit Jetpack lassen sich Inhalte verschiedener Quellen von Google Maps bis Wikipedia mit wenigen Mausklicks zusammenzuführen und Firefox mit ein paar Programmzeilen beliebig erweitern.

Um in Sachen Innovation weiter auf der Höhe der Zeit zu sein, hat das Mozilla-Projekt nun ein neues Vorhaben namens "Drumbeat" ("Trommelschlag") gestartet. Dabei geht es um nichts Geringeres als die Sicherung der Zukunft des Netzes. "Wir wollen sicherstellen, dass das Internet auch in 100 Jahren noch offen, partizipatorisch organisiert, dezentral und für die Öffentlichkeit bestimmt ist", heißt es in der Präambel.

Tatsächlich muss man keine 100 Jahre in die Zukunft blicken, um die möglichen Gefahren für das Internet zu erkennen. Die Gefahren lauten: Einflussnahme, Zensur und technische Einschränkungen. Beim Kampf um die so genannte Netzneutralität geht es darum, das Internet als neutrale Ressource für jede Art von Dienst zu erhalten, wie das von seinen Erfindern vorgesehen war.

"Drumbeat" soll in diesem Kampf Freiwillige organisieren, die Visionen entwickeln, sich aber auch ganz praktisch für die Zukunft des Netzes engagieren. Im Anwerben von Ehrenamtlichen hat die Stiftung Erfahrung: So leben alle Mozilla-Software-Projekte von der Zuarbeit von außen, die Organisation selbst übernimmt vor allem eine koordinierende Funktion. Ähnlich soll nun auch "Drumbeat" aufgebaut werden: "Wir wollen zusammen ein besseres Netz gestalten."

Damit das funktioniert noch deutlich mehr Menschen mitmachen, als das bei den Mozilla-Software-Projekten bereits der Fall ist, hat sich "Drumbeat" einen Jahresplan gesetzt. Vorgesehen ist unter anderem ein Festival, das den Teilnehmern Werkzeuge an die Hand gibt, für ein besseres Netz zu kämpfen, und Tipps gibt für die ganz praktische Arbeit vor Ort. So soll innerhalb des Projekts in Afrika am Aufbau der Netzinfrastruktur gearbeitet werden, indem sich einzelne Dörfer mit kostengünstiger Hardware und Open-Source-Programmen selbst zu regionalen Mini-Telekommunikationsunternehmen aufschwingen. Ebenfalls zur Netzverbesserung gehört ein Vorhaben, das dafür sorgen soll, dass unsichere und veraltete Software nicht mehr eingesetzt wird.

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