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Jenseits des Wahlkampfs

Der Autofreie Tag wird sich in diesem Jahr auf die Lange Reihe und die Mö beschränken. Dafür findet er im Konsens statt  ■ Von Gernot Knödler

Trotz des Urnengangs am Tag darauf wird sich Hamburg wahrscheinlich auch in diesem Jahr am europaweiten Autofreien Tag beteiligen. „Ich bin sehr froh, dass wir ein Konzept gefunden haben, das man konsensual verwirklichen kann und nicht in der etwas hektischen Wahlkampfzeit untergeht“, sagte Umweltsenator Alexander Porschke (GAL) der taz hamburg.

Der Autofreie Tag unter dem Motto „In die Stadt – ohne mein Auto!“ wird seit 1998 jeweils am 22. September von vielen europäischen Städten begangen. Im vergangenen Jahr hatte erstmals EU-Kommissionspräsident Romano Prodi dazu aufgerufen. In Hamburg wurden übers ganze Stadtgebiet verteilt Straßenfeste gefeiert und Fahrradtouren veranstaltet. Der HVV offerierte ein Sonderticket und Musik in den Bahnhöfen. Alle Hauptverkehrsstraßen boten jedoch autofixierten BürgerInnen freie Fahrt.

In diesem Jahr, so Porschke, werde der Autofreie Tag auf drei Säulen ruhen: einer zentralen Veranstaltung auf der Langen Reihe, die als einzige Straße für den Autoverkehr gesperrt werden soll; voraussichtlich einer „motion mile mö“ und einer Werbeaktion des HVV. Den Plan, die Innenstadt für den Kraftfahrzeugverkehr zu sperren gab die Umweltbehörde auf, weil der Einzelhandel um seine Einnahmen an dem umsatzstarken Samstag fürchtete. Dafür gebe es jetzt eine echte Chance, den Autofreien Tag „aus der Kontroverse herauszuhalten“.

City Manager Henning Albers hat einen Veranstalter gebeten zu prüfen, was auf der ohnehin schon verkehrsberuhigten Mönckebergstraße stattfinden könnte, und ob sich das bis September organisieren ließe. Danach, so Albers zur taz, werde er sich um Sponsoren bemühen und schließlich versuchen, die EinzelhändlerInnen von dem Konzept zu überzeugen. Ein möglicher Programmpunkt könnte die Prämierung von StraßenkünstlerInnen durch PassantInnen sein.

Mit der Konzentration auf die Mö und die Lange Reihe ziehen Porschke zufolge die Veranstalter die Konsequenz aus den Erfahrungen des Autofreien Tages im vergangenen Jahr. Nach allgemeiner Einschätzung habe man sich dabei zu sehr verzettelt. Die Sperrung der Langen Reihe, die täglich von 12.000 bis bis 15.000 Wagen durchfahren wird, soll jetzt beispielhaft zeigen, „wie ein Lebensraum ohne Auto zu erleben ist“, sagte Dirk Petersen, Umweltberater bei der Verbraucherzentrale.

In der Lange Reihe werde der Autofreie Tag im Konsens mit den meisten Gewerbetreibenden stattfinden, erläuterte Petersen. In anderen Straßen, etwa der Großen Bleichen, habe der Handel „massiv interveniert“. Überdies lebten in der Lange Reihe viele Menschen, die von der Autofreiheit profitieren könnten. Programmpunkte könnten ein Flohmarkt, Podiumsdiskussionen und Auftritte lokaler MusikerInnen sein.

Der HVV wird sich nach Angaben seiner Sprecherin Gisela Becker mit verschiedenen Werbeaktionen beteiligen. Eventuell werde es auch „ein kleines tarifliches Angebot“ geben. Verkehrssenator Eugen Wagner (SPD) ließ offfen, ob er eine massive Werbeaktion bezahlen würde, wie etwa Busse und Bahnen einen Tag lang zum Nulltarif fahren zu lassen.

In den Augen des BUND, der sich im vergangenen Jahr stark für den Autofreien Tag engagierte, ist die jetzige Planung nur „halb befriedigend“. Optimal wäre es gewesen, eine Hauptverkehrsstraße wie die Ost-West-Straße zu sperren, sagte Geschäftsführer Manfred Braasch. Der BUND erwarte, dass jetzt wenigstens der Senat als Ganzes dazu aufrufe, den Wagen stehen zu lassen. „Das muss auf alle Fälle sein“, forderte Braasch.

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