: Jenseits des Tierseins
betr.: „Integrierte Schulen unerwünscht“, taz vom 8. 9. 08
Nicht nur möchte man ausfallend werden, wenn man die Damen und Herren Entscheider mit ihrem Gewäsch von nicht nachgewiesener besserer Leistung in integrativen Schulen hört: Na und? Wie wäre es denn damit, nicht nur zu Weihnachten mal darüber nachzudenken, dass wir alle hier zusammen leben sollen und können?
Darüber hinaus ist aber allein der Begriff der Integration schrecklich entlarvend: Ja sind denn die Kinder, deren Eigenschaften weit entfernt sind von einem gewissen Durchschnitt, also die sogenannten behinderten Menschen, bei ihrer Geburt versehentlich neben die Gesellschaft gefallen? Dann müssten sie in der Tat „integriert“ „werden“. Integration setzt ein vorheriges Außenstehen voraus. Heißt im Klartext: Wir gehen zuerst hin und schließen bestimmte Personen massiv aus, um dann komplizierte Re-Integration zu betreiben. (Oder auch nicht.) Solange wir dieses Wort noch benötigen, sollten wir uns schämen. Und die Klugscheißer, die da herumfaseln, sollen Kohle und Strukturen zur Verfügung stellen, bei denen immer alle kleinen und großen Menschen zusammen leben, spielen, lernen, toben. Das soll nicht „nützlich“ sein. Es ist die einzige nicht beschämende Weise jenseits des Tierseins. TOBIAS JOHN, Krefeld