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Jelzin wird Präsident auf Lebenszeit

■ Der herzkranke Boris Jelzin mit deutlicher Mehrheit wiedergewählt: Er soll bis zum Jahr 2000 Rußland führen

Moskau (rtr/AP/dpa) – Rußlands neuer Präsident ist der alte: Bei der ersten Präsidenten-Stichwahl wurde Boris Jelzin mit rund 53,7 Prozent in seinem Amt für weitere vier Jahre bestätigt. Auf seinen kommunistischen Herausforderer Gennadi Sjuganow entfielen etwa 40,4 Prozent. Rund 5 Prozent der Wähler stimmten gegen beide Kandidaten. Die Wahlbeteiligung lag bei 67 Prozent.

Gestern beauftragte Jelzin den bisherigen Regierungschef Viktor Tschernomyrdin, eine neues Kabinett zusammenzustellen. Er sei bereit, auch Oppositionspolitiker ins Kabinett aufzunehmen, sagte Tschernomyrdin. Voraussetzung dafür sei aber, daß diese den vorgegebenen Kurs einhielten. Gleichzeitig machte Tschernomyrdin klar, daß er nicht bereit sei, weitere Kompetenzen an den neuen Sicherheitsberater Alexander Lebed abzutreten.

Gestern morgen hatte Jelzin in einer Fernsehansprache zur nationalen Einheit aufgerufen. „Wir haben ein Rußland und ein Schicksal, also auch eine Zukunft“, sagte Jelzin. Das Land dürfe sich jetzt nicht in Sieger und Besiegte spalten. In seiner neuen Führungsmannschaft werde Platz für jeden sein, dem die Bevölkerung vertraue.

Der Parlamentssprecher und Angehörige der Kommunistischen Partei, Gennadi Selesnjow, erklärte, die Duma werde der Berufung Tschernomyrdins zustimmen. KP-Präsidentschaftskandidat Sjuganow reagierte verbittert: Er könne nicht verstehen, wie Regionen, in denen er beim ersten Wahlgang klar vor Jelzin gelegen habe, nun vom Amtsinhaber gewonnen worden seien.

Der Chef des nationalen Sicherheitsrates, Alexander Lebed, erklärte, Rußland habe die richtige Wahl getroffen. Jetzt müßten aber die Erwartungen des Volkes in eine bessere Zukunft auch erfüllt werden. „Sonst wird das Land explodieren.“

In den westlichen Staaten wurde der Wahlsieg von Boris Jelzin mit Erleichterung aufgenommen. Bundeskanzler Kohl sagte, er sei froh, daß Jelzin die Wahl klar gewonnen habe. Er habe Jelzin telefonisch gratuliert. Bei dem Gespräch habe er nichts von gesundheitlichen Problemen des Präsidenten bemerkt, sagte Kohl. Karsten Voigt (SPD) äußerte sich zurückhaltend. Zwar sei der Sieg Jelzins ein Zeichen dafür, daß sich Rußland auf den Weg zur Marktwirtschaft und Demokratie mache. Es blieben aber viele autoritäre Strukturen und nationalistische Töne. Tagesthema Seiten 2 und 3

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