Eingetütet: Jeder zweite hat es schon mal probiert
Haschisch-Comeback an Schulen
Drogenberater in der Region Weser-Ems beobachten unter SchülerInnen und Lehrlingen ein deutlich gestiegenes Interesse an Haschisch.
Etwa jeder Zweite in der Gruppe der 12- bis 18-Jährigen habe mindestens ein Mal davon probiert, sagte gestern der Sprecher der Oldenburger Drogenberatung „Rose 12“, Winfried Wigbers. Damit fasste er die Erkenntnisse seiner MitarbeiterInnen in Oldenburg und den Landkreisen Ammerland und Wesermarsch zusammen. Bis vor wenigen Jahren hätten nur rund ein Viertel der Jugendlichen einen Cannabis-Test gemacht.
„Die meisten werden wieder aufhören“, sagte Wigbers. Wie viele jedoch nach einer Probier-phase zu DauerkonsumentInnen würden, sei nicht vorhersagbar. Als Ausdruck von „Gegengesellschaftlichkeit“ übe die Illegalität von Hasch einen starken Reiz auf Jugendliche im Pubertätsalter aus. Zugleich diene der Konsum der Selbstdarstellung unter Gleichaltrigen. Zum Comeback von Haschisch trügen auch wachsende Probleme von Schülern und Jugendlichen bei, sagte Wigbers, vor allem eine unsichere Perspektive in Ausbildung und Arbeitswelt.
Cannabis sei auch attraktiv, weil es „leicht“ zu bekommen sei. Das Problembewusstsein sei bei den KonsumentInnen unterentwickelt. Viele argumentierten sogar gesundheitlich mit dem Hinweis, dass Haschisch weniger körperliche und geistige Schäden anrichte als Alkohol. Richtig sei, dass „Alkohol und Nikotin die wichtigsten Einstiegsdrogen sind“, sagte der Oldenburger Experte. Auch die gesundheitlichen Folgen von regelmäßigem Alkoholkonsum könnten als gefährlicher gelten. Die Jugendlichen unterschätzten bei Cannabis jedoch mit dem Konsum außerhalb sozialer Kontrolle „das Risiko einer Abhängigkeit mit der Gefahr einer Verabschiedung von der Wirklichkeit“. Beschaffungsprobleme haben die Jugendlichen bei Haschisch nicht, berichtete Wigbers. Die „Kiffer“ bildeten Gruppen, in denen „jeder mal dran ist“, den Stoff aus Holland zu holen. dpa
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