: Jede Menge Alternativen
betr.: „Arbeitslosen droht eine Abstiegsspirale“, taz vom 2. 8. 03
Nach dem Taxi fahrenden Philosophen jetzt also die putzende Diplompsychologin. Erwerbslose AkademikerInnen werden nicht müde, öffentlichkeitswirksam auf ihre Misere hinzuweisen. Dabei hätten diese Personenkreise dank ihrer analytischen Fähigkeiten eigentlich schon vor Jahren wissen können, dass BAT-I- und -II-Arbeitsplätze mit mindestens 30-jähriger Vertragsdauer zu den Dinosauriern des Kapitalismus zählen. Und wer sich nicht schon während des Studiums oder davor partei- oder verbandspolitisch eingeklinkt hat, bleibt eben außen vor.
Dazwischen gibt es aber noch jede Menge Alternativen, wie ich selbst als lobbyfreie Diplompädagogin immer wieder feststelle. Ich muss mich nur kümmern. Indem ich das tue, bilde ich im Übrigen Schlüsselqualifikationen wie Kommunikations- und Organisationsfähigkeit sowie Flexibilität und Pragmatismus weiter aus. Meine eigene Beratungsarbeit mit Erwerbssuchenden aller Couleur zeigt, dass es da zum Teil in erheblichem Maße hapert.
Inzwischen bin ich selbst wieder einmal ohne sozialversicherungspflichtigen Arbeitsplatz. Das Arbeitsamt hat mir noch keine Putzstellen zugewiesen, was vielleicht daran liegt, dass ich gelegentlich Honorarstellen „unter meinem Niveau“ bediene und mich als Fahrerin bewerbe, zum Beispiel weil ich gern und gut Auto fahre und mich unter die Leute mischen mag. […]
RENATE FIEDLER, Bremen
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