: Jede Kritik macht auch Publicity
betr.: „Was macht eigentlich Bischof Huber? Werbung für Bohlen“, taz vom 17. 1. 07
Bischof Huber ist bei weitem nicht so blöd, wie der Kommentator unterstellt. Es ist zunächst richtig, dass die Show zwar den Zweck hat, Menschen zur Gaudi der Zuschauer runterzumachen. Der Sender sucht aber teilweise bewusst Personen (16-jährige, ziemlich unbedarfte Jugendliche) aus, die das nicht durchschauen und bei denen abzusehen ist, dass sie sich absolut lächerlich machen. Das ist moralisch total verwerflich. Durch meine Kinder weiß ich, dass diese Sendungen das Verhalten von Kindern und Jugendlichen mitprägen.
Zu dem Argument, durch Kritik zusätzlich Werbung zu machen: Klar, die Gefahr besteht, aber das ist genauso bei Übergriffen von Rechtsradikalen, Kinderpornografie oder anderen menschenverachtenden Verhaltensweisen. In gewisser Weise macht jede Kritik Publicity für die von ihr kritisierte Sache. Wenn man umgekehrt nicht kritisiert, bewirkt das die gesellschaftliche Akzeptanz einer solchen Sendung und der durch sie verbreiteten Verhaltensweisen. Die Argumentation des Kommentators zu Ende gedacht bedeutet letztlich einen Aufruf der taz: „Stellt jede Kritik ein!“
Ich finde es wichtig, dass auch denjenigen, die das vielleicht nicht unmittelbar erkennen, klar gemacht wird, dass es sich um eine Sendung handelt, die an den Maßstäben einer menschlichen Gesellschaft gemessen nicht zu tolerieren ist. Das ist eine Aufgabe der Kirche, Menschen dabei zu helfen, zwischen gutem und schlechtem Verhalten (nach christlichen Wertmaßstäben) zu unterscheiden. Dass Bohlen und Bild dadurch noch mehr Zuschauer bekommen, glaube ich nicht. Es wäre auch nicht schlimm, wenn sie es aufgrund der Kritik von Huber tun, denn sie können sich nun ganz bewusst entscheiden, sich an der Entwürdigung von Menschen hochzuziehen oder nicht. JAKOB MAETZEL, Bonn
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