: Jazz und weniger
■ Das Trio „The Babkas“ enttäuschte im Schlachthof
Beim Jazz sollte man immer das Unerwartete erwarten – und bei neuen Bands, die hier zum ersten Mal auftreten, vielleicht gar aus New York kommen und dort schon euphorische Kritiken erhielten, darf man gespannt auf ganz neue Töne sein. Das Trio „The Babkas“, das am Mittwoch abend in der Konzertreihe „Jazz und mehr“ im Schlachthof auftrat, wurde mit saftigen Vorschußlorbeeren angekündigt: Die drei jungen New Yorker Musiker hatten schon mit vielen namhaften Jazzgrößen zusammengespielt, ihre zweite CD war im „Rolling Stone“ gefeiert worden und immerhin schnitt Radion Bremen das Konzert mit.
Aber die Ernüchterung kam schnell: Auf der Bühne der Kesselhalle spielten Brad Schoebach (Gitarre), Aaron Alexander (Schlagzeug) und Birggan Krauss (Alt-Saxophon) solch eine sperrige und bei allen Stilmischungen erstaunlich eintönige Musik, daß von den 60 bis 80 zuerst noch recht gutwilligen Zuhörern nach der Pause gerade noch die Hälfte ausharrte. Auch von diesen gingen viele noch während des zweiten Sets, so daß zum Schluß nur noch eine Handvoll Zuhörer fast trotzig applaudierte. Dies schien die drei Musiker aber kaum weiter zu verdrießen, denn sie spielten in erster Linie eh für sich selber. Selbstverliebt verstiegen sich die drei in ausufernde Soli, in deren Untiefen man ihnen nur mit zunehmender Gereiztheit folgte.
Das Hauptproblem des Trios ist eindeutig, daß da keiner mal „Schluß“ sagen kann oder will. Gitarrist Brad Schoeppach ist einer von diesen Tüftlern, denen der Sound der E-Gitarre oft wichtiger ist als die Musik selber, und so war er am Fußpedal mindestens ebenso virtous und schnell wie mit den Fingern. Einen eigenen Ton oder Stil konnte man dabei aber kaum entdecken: Immer erinnerte sein Spiel an andere Gitarristen, sei es Frisell bei den schrägen Dissonanzen oder Metheny bei einer ruhig gespielten Ballade.
Schoeppach war eindeutig der Chef der Band, die oft nur als Duo Schoeppach – Alexander spielte. Aber auch dieser Dialog Schlagzeug-Gitarre war nie wirklich spannend. Dazu spielte Alexander einfach zu abstrakt und variationslos. Und auch Krauss war auf dem Alt-Saxophon nicht so wandlungsreich oder spielfreudig, daß man ihm einen ganzen Abend gerne zuhören würde.
Vielleicht hatten die drei nur einen schlechten Abend; vielleicht wirkte das Konzert auch deshalb besonders freudlos, weil fünfzig Meter neben der Bühne der Freimarkt brodelte. Zuhörer, die um neun Uhr kurz aus der Halle gingen, um sich das große Feuerwerk anzusehen, wurden beim Zurückommen von den Sitzengebliebenen mit bösen Blicken bedacht. Dabei hätten der Musik ein paar zündende Funken und bunte Knallerei nur gutgetan.
Willy Taub
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen