: Japan speisend verstehen
■ Bremer Japan-Gesellschaft beim Sukiyaki-Essen
Zum elften festlichen Sukiyaki- Herrenessen hatte die Deutsch- Japanische Gesellschaft zu Bremen am vergangenen Freitag eingeladen, diesmal ins neu eröffnete Utage-Restaurant, das im großzügigen Foyer des Asean Pacific Trade Centers servierte. Das Interesse an dieser Festlichkeit ist groß, mit fast hundert Herren in blau war ein guter Teil der bremischen Geschäftswelt anwesend. Bei dieser Gelegenheit fällt dann allerdings auch auf, wie wenige japanische Geschäftsleute in Bremen arbeiten und wie wenig diese wenigen in die Kommunikation der deutschen Geschäftswelt integriert sind.
Der für den Außenhandel zuständige Senator Uwe Beckmeyer versuchte eine kritische Annäherung an „europäische Sichtweisen asiatischer Verhaltensweisen“. Die wirklich japanische Lebensweisheit, die er dann in den Raum stellte, klang dann doch wieder sehr deutsch: „Konzentriere dich auf das Wesentliche und höre nie auf zuüben“, für Wirtschaftspolitiker ist das seit Maastricht die Rede von der Notwendigkeit „zielgerichteter Technologiepolitik und Forschungssteuerung“.
Der japanische Generalkonsul Yoshihiko Fukuda gab dann ganz nebenbei einen Blick auf japanische Mentalitäten frei: Schon im Herbst gehe es wieder aufwärts, beschwor er mutmachende Expertenmeinungen. 3 Prozent Wachstum sind eben in Japan unerträgliche Krise.
Der Gastredner des Abends, Mercedes-Benz-Vorstandsmitglied Jürgen Hubbert, machte die Grenzen des Verständnisses zwischen der europäischen Unternehmenskultur und der japanischen deutlich. „Keine Hoffnung auf eine Verwestlichung japanischer Anspruchshaltungen“ und damit höhere Lohnkosten wollte der Stuttgarter Autobauer zulassen. Über keine Wundermittel verfüge die japanische Kunst der Unternehmensführung. „Flexibel und konsequent“ müßten westliche Unternehmen japanische Konkurrenzvorteile aufholen. Mercedes Benz hat in Rastadt eine Maschinenauslastung erreicht wie „die Japaner“, 88 Stunden pro Woche. Die Gesellschaft applaudierte höflich, man war wieder bei sich und das Sukiyaki hatte geschmeckt. K.W.
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