■ Das Portrait: Janez Janša
Janez Janša, bis gestern Verteidigungsminister Sloweniens, hat seine Kompetenz überschritten, wie das Parlament der Alpenrepublik in namentlicher Abstimmung befand. Vergangene Woche hatten Mitglieder einer Spezialeinheit seines Ministeriums einen früheren Mitarbeiter festgenommen und geschlagen, weil dieser angeblich in Spionageaffären verwickelt war. Vorausgegangen waren Telefonabhöraktionen gegen unliebsame Journalisten und ehemalige Offiziere der jugoslawischen Volksarmee. Janša glaubte zu wissen, was er tat, als er die slowenische Armee mit allen Mitteln zu einer Elitetruppe ausbauen wollte. Vor dem Zusammenbruch Tito-Jugoslawiens war der 39jährige eine Galionsfigur der Friedens- und Alternativbewegung gewesen. Wann immer es zu Protestaktionen kam, Janša war dabei: beim Sit-in vor dem Atommeiler Krško 1984 ebenso wie bei Mahnwachen vor Kasernen, bei Streiks der Bergarbeiter in den Kohlegruben Istriens und Bosniens, bei halboffiziellen Jugendtreffs in Belgrad oder beim Hungerstreik für die Freilassung politischer Gefangener.
Abgesetzter Querkopf Foto: A. Osten-Sacken/Joker
Im April 1988 ging es ihm selbst an den Kragen: Die jugoslawische Militärführung hatte ein Putschszenario für die Region erarbeitet, das allerdings durch eine undichte Stelle an die Öffentlichkeit gelangte – unter anderem am 16.7.1988 in die taz. Obwohl die Aktion daraufhin abgeblasen werden mußte, wurden Janša und seine engsten Freunde wegen „Verrats von Militärgeheimnissen“ angeklagt. Hinter Gittern begriff Janša, daß mit der jugoslawischen Volksarmee nicht zu Spaßen ist und daß diese im Ernstfall zu allem fähig ist – auch zum Anzetteln eines „Bürgerkrieges“. Als er aufgrund internationaler und einheimischer Proteste aus dem Gefängnis kam, hatte Janša nur noch ein Ziel: die Zerschlagung eben dieser Armee. Als Slowenien 1991 seine Unabhängigkeit erklärte, war er es, der weltweit Waffen einkaufte, als neuerkorener Verteidigungsminister das Zepter der Landesverteidigung übernahm und – wie Kritiker meinen – in leicht paranoidem Zustand die Völker im ehemaligen Jugoslawien dazu aufstachelte, den bewaffneten Kampf gegen die kommunistische Generalität in Belgrad aufzunehmen. Zuletzt organisierte er große Waffenlieferungen nach Bosnien, Mazedonien und Albanien – sehr zum Mißfallen der slowenischen Regierung. Doch auch wenn Janez Janša diesmal zu weit ging: seine politische Karriere dürfte noch lange nicht beendet sein. Karl Gersuny
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen