■ Nulltarif ist out: Ja zur Preiserhöhung
Das Jahresende ist nicht nur der Zeitpunkt für gute Vorsätze, sondern auch für Preiserhöhungen. So wird das Fahren mit Berlins Bussen und Bahnen um rund ein Zehntel teurer. Und das ist gut so.
Denn Fortbewegung an sich hat kaum einen Wert – warum sollte man sie subventionieren? Fortschrittliche Verkehrspolitiker, die noch vor Jahren den Nulltarif bei Bus und Bahn forderten, haben erkannt, daß der Weg von A nach B heutzutage nur allzu häufig Ergebnis schlechter Stadtplanung ist. Die Orte, an denen gewohnt, gearbeitet, eingekauft und sich vergnügt wird, rücken immer weiter auseinander. Ähnlich wie den Müllberg – Abfallprodukt verfehlter Wirtschaftspolitik – gilt es, heute auch den „Verkehrsberg“ abzubauen. Bis die Stadtplanung aber reagiert, werden noch viele Züge die Stadtbahn entlangrattern. Teurere Fahrpreise werden dagegen sehr kurzfristig den Anreiz schaffen, auf bestimmte Wege zu verzichten. Eine Subventionierung des Verkehrs fördert dagegen das Prinzip langer Wege. Wären kurze Wege billiger als lange, hätte auch „Tante Emma“ eher eine Chance im Wettbewerb mit Gewerbegebieten und Einkaufszentren, die zu immer mehr Zentralisierung und damit langen Strecken führen. Im Prinzip müßten in Berlin – ähnlich wie in Hamburg – größere Distanzen mit Bus und Bahn deutlich mehr kosten als kleine.
Daß die kommende Preiserhöhung manchen auf das Auto umsteigen läßt, ist dagegen kein glaubwürdiges Argument. Zum einen werden Benzin, Diesel und auch die Kraftfahrzeugsteuer zu Januar um mehr Prozentpunkte erhöht als die Fahrkarten. Zum anderen wird nirgends in der Republik ein so großflächiges und engmaschiges Liniennetz so billig angeboten wie in Berlin. Auch im kommenden Jahr zahlt ein Berliner erst ein Viertel dessen, was er für dieselbe Leistung an der Elbe zahlen müßte. Dirk Wildt
Die neuen Fahrpreise auf Seite 18
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