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Ja-aber zum UN-Aufruf in Beirut

■ Die libanesischen Bürgerkriegsfraktionen und Syrien akzeptieren zwar den Waffenstillstand der Vereinten Nationen, stellen aber zugleich Bedingungen / Vereinzelte Gefechte / Frankreich entsendet Flugzeugträger

Beirut (ap/dpa/afp) - Ungeachtet einer nach dem Friedensappell des UNO-Sicherheitsrates eingetretenen Waffenruhe in Libanon ist es am Donnerstag in Beirut erneut zu einzelnen Gefechten gekommen. Nach Angaben der Polizei wurden zwei Menschen getötet und 22 verletzt. Zum ersten Mal seit Beginn der jüngsten Bürgerkriegsrunde gab es im Zentrum Beiruts Verkehrsstauungen, als Flüchtlinge nach Bekanntwerden der Feuerpause zu ihren Wohnungen zurückkehrten. Lediglich rund 200.000 der etwa 1,7 Millionen Einwohner waren in Beirut geblieben.

In Erklärungen sowohl des Oberkommandos der Einheiten des christlichen Generals Michel Aoun als auch Syriens und seiner Verbündeten wurde der UNO-Appell für einen sofortigen Waffenstillstand einhellig begrüßt, doch lehnten beide Seiten die Bedingungen der jeweils anderen Seite für die Beendigung der Feindseligkeiten ab. In ihren Reaktionen auf den Waffenstillstandsaufruf des UN-Sicherheitsrats zeigten sich die beiden Hauptkontrahenten, Aoun und Syrien, gleichermaßen unnachgiebig. Aoun sagte, eine Feuerpause sei kein Ziel an sich, sondern müsse Verhandlungen über einen syrischen Tuppenabzug aus dem Libanon nach sich ziehen. Außerdem gab er bekannt, er werde Schiffe auffordern, wieder die von Syrien blockierten christlichen Häfen anzulaufen.

Syrien wiederum machte einen Waffenstillstand von einem Ende der irakischen Waffenlieferungen an Aoun abhängig. Die Nationale Front, ein Zusammenschluß libanesischer, mit Syrien verbündeter Milizen, nannte als Bedingung die Bildung eines interlibanesischen Ausschusses, der die Küste kontrollieren und sicherstellen solle, daß Aouns Streitkräfte während der Waffenruhe nicht mit Waffen versorgt würden. Dies wurde von einem Sprecher Aouns kategorisch abgelehnt. Selim Al Hoss, der moslemische Regierungschef in Westbeirut, forderte Aoun auf, seinen „Befreiungskrieg“ gegen Syrien zu beenden, und appellierte gleichzeitig an die Syrer, die Blockade des Christengebiets einzustellen.

Unterdessen kündigte die französische Regierung an, neben einem Tanker und zwei Fregatten, die bereits ins östliche Mittelmeer geschickt wurden, noch einen Flugzeugträger zu entsenden. Wie Premierminister Michel Rocard erklärte, solle das Schiff im Notfall französische Staatsbürger aufnehmen. Auch andere Einwohner könnten an Bord genommen werden.

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