: Italiens KP spaltet sich wegen Irak
■ Pietro Ingrao und seine Freunde boykottieren Abstimmung im Parlament
Rom (taz) - Während Italiens Fünf-Parteien-Koalition aus Christ- und Sozialdemokraten, Sozialisten, Liberalen und Republikanern in der Abgeordnetenkammer die Entsendung der drei bereits gen Osten dampfenden Kriegsschiffe am Donnerstag gutgeheißen hat, ist unversehens die oppositionelle Kommunistische Partei in eine schwere Krise geraten: Die gegenüber Parteichef Occhetto kritische interne Linke um Pietro Ingrao, dem letzten noch lebenden „historischen“ Führer der Partei, rebelliert. Sie hat sich nicht, wie von der Fraktion beschlossen, durch Stimmenenthaltung vom Regierungskurs abgesetzt, sondern den Plenarsaal unter Protest verlassen. Begründung Ingraos: Die Regierung habe durch die kritiklose Übernahme des amerikanischen Kurses vorab Fakten gesetzt und damit das Versprechen gebrochen, erst nach einer Konsultation der beiden Parlamentskammern zu entscheiden. Occhetto hatte den ganzen Tag über vergebens versucht, den Riß zu vermeiden. Die erstmals bei einer Abstimmung erfolgte Spaltung könnte den Kongreß zur Neufundierung der Linken und zur Versöhnung der auseinanderdriftenden Fraktionen der Marxisten, Altstalinisten und Reformisten, der für Ende des Jahres vorgesehen war, schon von vornherein zum Scheitern bringen.
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