: Italien schaltet „Gladio“ ab
Rom/Paris (taz) — Eher beiläufig teilte am Donnerstag abend der von 1974 bis 1987 waltende Aufseher der italienischen Sektion der Nato-Parallelstruktur „Gladio“, General Paolo Inzerillo, vor der Kommission zur Aufklärung der Bombenattentate und des Terrorismus in Rom mit, daß Ministerpräsident Andreotti die Geheimtruppe vor zwei Tagen aufgelöst hat. Ein Alleingang — den „wir der Nato etwas schonend beibringen müssen“, wie Inzerillo sagte. Der General räumte zwischen vielen „Weiß ich nicht“ und „Erinnere mich nicht“ auch ein, daß „Gladio“, im Gegensatz zu seinem Auftrag einer reinen Guerillaausbildung gegen ausländische Besatzer, 1978 während der Entführung des christdemokratischen Parteipräsidenten Aldo Moro „auf informativem Gebiet sensibilisiert“ worden sei — was immer das auch heißen mag.
Es wird vermutet, daß bei den zahlreichen Bombenattentaten in Italien, die bisher mit einer Ausnahme allesamt nicht aufgeklärt wurden, ein Zusammenhang zu „Gladio“ besteht. Die Hinterbliebenen der Opfer dieser Attentate wollen die italienische Regierung aufgrund ihrer Untätigkeit auf dem Gebiet der Justiz vor dem Internationalen Gerichtshof verklagen — wegen mangelnder Garantie der Menschenrechte.
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