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Islamische Banken

■ Malaysia sieht sich als Vorreiter

Kuala Lumpur (dpa) – Malaysia, der neue asiatische „Tiger“ mit mehr als acht Prozent Wirtschaftswachstum, hat einen islamischen Bank- und Finanzsektor eingeführt. Zum erstenmal in einem muslimischen Land wurde in Kuala Lumpur zum Jahresanfang ein „duales Geldsystem“ eingeführt: Gläubige Moslems können parallel zum herkömmlichen Finanzmarkt Geld leihen und verleihen, ohne dabei mit den vom Koran verbotenen Zinsen in Berührung zu kommen. Während Kritiker meinen, das Ganze sei lediglich Etikettenschwindel, sieht sich die Regierung in einer Vorreiterrolle in der islamischen Welt.

„Unserer islamisches Banksystem wird als eines der fortschrittlichsten in der Welt gelobt werden“, sagt Finanzminister Datuk Seri Anwar Ibrahim. Malaysia habe sich als erste Marktwirtschaft zu diesem Schritt entschlossen. Iran, Sudan und Pakistan verfügten zwar über islamische Banken, nicht aber über das „konventionelle Zinssystem“. Schon hätten Länder wie Saudi-Arabien, Indonesien und Sri Lanka Interesse gezeigt.

Bereits 21 Banken bieten ihren muslimischen Kunden Kredite und Spareinlagen ohne Zinsen an. Das bedeutet nicht, daß kein Gewinn gemacht wird. Muslimgelehrte erklären gegenwärtig in Zeitungen, der Koran verbiete schließlich keineswegs Handel und Kommerz. Anstelle der Zinsen ist „Gewinnteilung“ getreten: Wer in den „islamischen Sektor“ einer Bank Geld einzahlt, wird am Ertrag des Institutes beteiligt. Der Kreditgeber erhält je nach Laufzeit zwischen 70 und 90 Prozent des errechneten Bankgewinns. Die Sparquote in Malaysia soll insbesondere auf dem Land seit Einführung des Systems erheblich gestiegen sein.

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