piwik no script img

Irrtum

Betr.: „Mittagessen in zehn Minuten“, taz hamburg vom 8. Februar 2000

Der Artikel über die Demo „Notstand in der Altenpflege“ stellte die momentane Situation in der ambulanten und stationären Altenpflege gut dar. Leider war der letzte Absatz mit der Aussage des 74-Jährigen, „das ist doch eine Scheinveranstaltung, Gewerkschaften und SPD sind doch eins. Und Frau Roth, die ist Aufsichtsratsvorsitzende von pflegen & wohnen. Sich selber kontrollieren. Wo gibt es denn sowas?“ dem Artikel und dem Sinn dieser Demo sehr abträglich und ziemlich polemisch. Er widerspricht dem notwendigen Anliegen der Pflegekräfte.

Ein Großteil der Pflegekräfte, die demonstrierten, sind Mitglieder der ÖTV und der DAG. Die Demo wurde von ihnen organisiert, und natürlich sind auch Mitglieder von pflegen & wohnen Mitglieder der ÖTV und DAG. Haben sie kein Recht auf die Straße zu gehen und auf den Pflegenotstand hinzuweisen? (...)

Es ist ein fataler Irrtum, den Pflegekräften die Schuld an der Misere in der Altenpflege zu geben. Hat nicht jeder Mensch das Recht auf humane Pflege im Alter? Sind uns die Alten nur eine Akkordpflege wert, bei der schnell alle Handgriffe absolviert werden und menschliche Zuwendung und Betreuung auf der Strecke bleiben – wie unwürdig für Pflegebedürftige und Pflegekräfte. Die Pflegeversicherung, die mal als soziale Errungenschaft erkämpft wurde, dient mittlerweile der Ausbeutung von Pflegekräften, führt zur Unterversorgung von Pflegebedürftigen.

Wird sich in der nächsten Zeit in diesem Bereich nichts ändern, werden wir nicht mehr vom Pflegenotstand sprechen, sondern den Pflegekollaps erleben (...).

Michael Mirbach

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen