: Irisches Gift für Afrika
■ Quecksilberhaltige Seife soll angeblich die Haut der Schwarzafrikanerinnen heller machen / Verkaufsverbot in Irland / Nur Nigeria sperrt sich gegen den Import
Trotz massiver Proteste verschiedener afrikanischer Organisationen weigert sich das irische Industrieministerium beharrlich, die Herstellung quecksilberhaltiger Seife für den Export nach Afrika zu unterbinden. Die Seife, die angeblich die Haut der Schwarzafrikaner heller macht, wird von der britischen Firma „W and E Products“ 50 Kilometer südlich der irischen Hauptstadt Dublin hergestellt. „W and E“ hatte im vergangenen Monat seine gesamte Produktion von Manchester nach Irland verlegt, nachdem der britische Industrieminister Butcher den Export der Seife untersagte. Damit waren „W and E“ die Hände gebunden, da der Verkauf quecksilberhaltiger Seife in der Europäischen Gemeinschaft aus Gesundheitsgründen verboten ist. Quecksilber–Jodid wird durch die Haut aufgenommen und verursacht Anämie, Mißgeburten und Nierenschäden. Zwar gilt das Verkaufsverbot auch für Irland, aber der Export ist erlaubt. Der Vorsitzende der Gesundheitsorganisation in Kenia, George Nakitare, forderte die irische Regierung zum sofortigen Einschreiten auf. Irland dürfe nicht als Sprungbrett für die Vergiftung Afrikas dienen. Die Regierung in Kenia bereitet inzwischen ein Gesetz vor, das den Verkauf der Seife verbieten soll. Bisher ist Nigeria das einzige afrikanische Land, das sich gegen den Import quecksilberhaltiger Seife geschützt hat. Der Vorsitzende der irischen Verbraucher–Vereinigung, Felix ORegan, glaubt, daß sich die Empörung über den irischen Gift–Export negativ auf die Ausfuhr anderer irischer Produkte niederschlagen könnte. Das alles interessiert die halbstaatliche irische Behörde für Industrieentwicklung (IDA) wenig. Die IDA hat im vergangenen Jahr 50 Prozent der Investitionskosten in Höhe von 4 Millionen Mark für das irische Werk übernommen. Als Gegenleistung versprach „W and E“ 35 Arbeitsplätze für das von Rekordarbeitslosigkeit geplagte Irland. Die Firma ist in Großbritannien als „viktorianisches Unternehmen“ berüchtigt: Gewerkschaften sind bei „W and E“ nicht zugelassen und Vorschriften für Arbeitssicherheit völlig unbekannt. Mit Zufriedenheit nahm die IDA zur Kenntnis, daß „W and E“ nach der Schließung ihres britischen Werkes 20 weitere Arbeitsplätze in Irland schaffen werde. Ein IDA– Sprecher sagte vor wenigen Tagen, daß nun erst Recht kein Grund bestehe, die Meinung über die umstrittene Seife zu ändern. Ralf Sotscheck
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