■ Studentenbuden: Irgendwie blöd
Was waren das für Zeiten! Weg von Zuhause, als Student nach Berlin – und auf Budensuche. Man schlief in der WG bei Freunden oder in den Abteilwagen der Bundesbahn, im umgebauten VW-Bus oder knackte eine Kajüte auf dem Müggelsee. Daß es am Ende doch zu 24 Quadratmetern in Charlottenburg, der Wohnung im besetzten Haus oder für die Wohngemeinschaft langte, hat man selbst nicht glauben wollen. Doch die alternative Anspruchslosigkeit auf abgezogenem Parkett hat Ansprüche formuliert. Heute hocken in den Studentenbuden der siebziger Jahre die Geldverdiener der achtziger. Der Markt ist dünn geworden, weil der Wohnungsmarkt unbezahlbar ist. Das Studentenwerk klagt lauter als in Zeiten, da fünf Liegewagen als Sleep-in zum Semesterbeginn auf dem Güterbahnhof reichten. Es gibt keine billigen WG-Etagen mehr, fürs Studentenheim steht man an. Wer studieren will, braucht Geld. Daß in einer solchen Situation das Studentenwerk und der Asta bei rund 700 angebotenen alliierten Wohnungen in Zehlendorf nicht zuschlagen und pikiert über den „Schnitt“ der 120 Quadratmeter großen Behausungen und „wildfremde“ Mitbewohner herumnörgeln, grenzt „irgendwie“ an Blödheit. Klar, man will gute Bausubstanz (19. Jahrhundert) und keine Gemeinschaftsunterkünfte, wie das unsere Kommilitonen auf der halben Welt gewohnt sind. Auch läßt sich nicht jede Kaserne mit ihrem Zellenschnitt einfach umbauen. Aber anschauen kann man die alliierten Wohnungen doch. Vielleicht auch was draus machen. Oder sitzen im Studentenwerk nur Antimilitaristen, bei denen unter Stuckdecken, Appartements und Berliner Schnitt mit Anschlußmöglichkeit nichts mehr läuft? rolli
Siehe Artikel auf Seite 36
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